Über Weichblendenmassaker (und mehr): Alle sind so ernst geworden

Martin Suter, Benjamin v. Stuckrad-Barre | 272 Seiten | Diogenes | 22,-- € | E-Book 18,99 €

In „Alle sind so ernst geworden“ liefern Suter und von Stuckrad-Barre einen Welt-Rundumschlag

Es geht um Teufel, Gott und Maradona, den Konsum von LSD, Weichblendenmassaker auf Hochzeitsfotos und die Wahl der richtigen Badehose, die auch mal neonorange leuchten darf: In einem Hotel in Heiligendamm haben sich der Schweizer Erfolgsautor Martin Suter und das Hamburger Popliteraten-Wunderkind Benjamin von Stuckrad-Barre kennengelernt und gleich so einen guten Draht zueinander gefunden, dass sie dem ersten Treffen weitere folgen ließen und dabei 13 Gespräche geführt haben. Was Martin Suter ursprünglich für seinen Podcast aufgezeichnet hat, macht jetzt auch transkribiert und in gedruckter Form einen hervorragenden Eindruck: Wie der 72-jährige Schweizer mit der Gelfrisur den von seinem hibbeligen 45-jährigen Gegenüber aufs Gleis gesetzte Gedankenzüge immer wieder eine neue Richtung verleiht, ist ein Feuerwerk an geistreicher Abschweifung zwischen zwei Gentlemen. Mit sympathisch unterspielter Weltläufigkeit lassen sich die beiden treiben, geben mit biographischen Schnurren Einblicke in die protestantische Pastorenherkunft von Stuckrad-Barre und Schreibprozess der beiden. Groß ist die Begeisterungsfähigkeit, mit der von Stuckrad-Barre zu Suter als eine Art Vaterfigur aufblickt, aber sonst treffen sie sich auf Augenhöhe. Und „konzeptionsloses Gelaber“, wie es Suter einmal im Buch nennt, sind diese Gespräche aber auf keinen Fall. Es ist gehobene Unterhaltungskunst und ein großer Spaß, das lesen zu dürfen. In besonderer Form zu hören seit kurzem übrigens auch: Denn in einem kongenialen Gegenentwurf zu dem kungeligen Männerduo haben Caren Miosga und Linda Zervakis die Gespräche als Hörbuch eingelesen.


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