Einsteins Hirn

Sinnsucher mit Einmachglas

42 Jahre lang schleppte der Pathologe Thomas Harvey das Denkorgan des gebürtigen Ulmers, Albert Einstein, mit sich herum, das er widerrechtlich dem 1955 Verstorbenen entnommen hatte. Was unglaublich klingt, ist eine wahre Geschichte, die der Österreicher Franzobel zu einer Forest Gump-artigen Wahnsinnsorgie weiterspinnt, in der er Einsteins Hirn zu dem immer mehr auf den Hund kommenden Arzt sprechen lässt, während letzterer dem streng rational argumentierenden Eiweißklumpen einen Sinn für Spiritualität beibringen will. Franzobels Achterbahnfahrt des Absurden illustriert eine eigenartige Obsession und verfolgt eine amerikanische Abstiegsgeschichte – leider hatte wohl auch der Lektor Mühe, den wild fabulierenden Autoren an die Kandare zu nehmen: 200 Seiten weniger hätten dem Werk gut getan.

Franzobel
544 Seiten
Zsolnay, 28,– €
eBook 20,99 €


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