Yalla Hopp!

Bülent Ceylan wurde im Januar 1976 in Mannheim geboren und entdeckte schon früh sein Talent für Parodien und das Unterhalten von Leuten. Er begann zwar 1998 ein Studium (Philosophie und Politikwissenschaft), gab es dann aber für seine Bühnenkarriere auf. Seit Jahrzehnten füllt er mit seinen umjubelten Programmen landauf, landab Hallen, Arenen und sogar Stadien und auch im Fernsehen und auf der Kinoleinwand ist er präsent. Anfang März gibt’s dann auch endlich sein erstes Rockalbum und bevor er dann auch damit auf Tour geht, gab er uns zwischen diversen Probeterminen ein sehr entspanntes und engagiertes Interview.

X: „Ich liebe Menschen“ heißt Dein erstes Musikalbum, das gerade erschienen ist. Dass Du ein Herz für Rock und Metal hast, weiß man ja schon lange, aber gerade dort fallen mir direkt Bands ein, die das nicht so positiv sehen, etwa Type O Negative mit „We Hate Everyone“ oder auch Slipknot mit „People = Shit“. Wie kommst Du zu so einer positiven Grundeinstellung?


BC: Naja, wer mich kennt, weiß dass ich ein in alle Richtungen offener Mensch bin. Mein Publikum ist entsprechend bunt gemischt, von gleichgeschlechtlich Ausgerichteten über Black People bis hin zu Türken und Deutschen; bei mir darf jeder sitzen… ob Juden, Moslems egal wer – bei mir herrscht Liebe und das ist auch so eine Ansage, die ich mach. Und ich finde man sollte auch die Nächstenliebe wieder viel mehr pushen – und das sag ich nicht nur, weil ich Christ bin, sondern weil wir als Menschen viel mehr aufeinander zugehen sollten. Im Moment ist die Welt leider voller Hass und ich will da mit dem Album auch ganz bewusst ein Zeichen setzen!

X: Bei der Vorbereitung auf unser Gespräch habe ich mir auch nochmal den Einstieg Deiner Show beim Summer Breeze 2010 angeschaut, wo Du Deinen ersten Song im Programm mit „Dies ist ein Song gegen Rassismus!“ angesagt hast und dann alles gegeben hast – es ist leider nicht besser geworden seither, oder?


BC: Wohl wahr, wohl wahr. Durch den Ukraine-Russland-Krieg und jetzt den Israel-Palästina-Konflikt ist es alles noch extremer und präsenter geworden. Aber ich finde es so gut, dass die Massen jetzt auf die Straße gehen und millionenfach gegen die AfD und für die Demokratie demonstrieren, seit diese irren Deportationspläne öffentlich gemacht wurden. Ich habe das dann auch direkt in mein Programm eingebaut und sage dort „Die AfD plant jetzt ja auch die Deportation von Leuten, die hier seit Jahrzehnten einen guten Job gemacht haben – jetzt weiß ich endlich, wie sich meine Ölheizung fühlt!“.

X: Nie den Humor verlieren…


BC: An sich war ich nie derart politisch, aber es wird spätestens jetzt Zeit, Flagge zu zeigen! Ich habe ja die deutsche Staatsbürgerschaft, aber man darf da nicht mehr wegsehen! Und deswegen hats auf dem Album auch den Track „Lieder gegen Nazis“ oder auch einen Song wie „Klopf, Klopf“, der sich gegen Mobbing und Hass im Netz richtet. Und auch in „Rüstung aus Hass“ geht’s um ein ernstes Thema. Aber im Kern geht es darum, dass wir alle miteinander auskommen müssen. Und zwar egal wo, ob im Alltag oder auf Musikfestivals. Und wenn Du Dir diesen Hamas-Anschlag auf dieses friedliche israelische Musikfestival anschaust…

X: Das ist so unfassbar…


BC: Das ist einfach nur krank. Man mag sich das gar nicht vorstellen, da hat man die Zeit seines Lebens beim Summer Breeze oder wo auch immer und dann fallen da geisteskranke Terroristen ein! Deswegen können wir eben nicht nur feiern und Spaß haben, wir müssen zwischendurch auch ganz deutlich Zeichen setzen! Und da ist es mir auch wichtig, von diesen Stereotypen wegzukommen. Klar stehen Metaller wie ich auf harte Mucke, aber ich habe nicht umsonst auch zwei Balladen auf meinem Album!

X: Schon nach der aktuellen Single aber auch beim Album kommen einem immer wieder mal Bands wie Rammstein und Unheilig in den Sinn. Und wenn man sich dann die Infos zum Album durchliest, verwundert das auch nicht, denn einer der Hauptsongwriter und Live-Keyboarder von Unheilig war in Deinem Album-Team…


BC: Genau, Henning Verlage war u.a. auch Unheilig-Keyboarder. Mit dabei auch noch Michael Herberger und als Autor auch ganz wichtig Martin Fliegenschmidt; ich hatte da ein richtig tolles Team beisammen, mit dem ich mich sehr wohlfühle. Aber natürlich, da hast Du recht, besonders bei „Rüstung aus Hass“, da hört man so ein bisschen…

X: Den Graf!


BC: Genau! (lacht)

X: Und die Texte, sind die 100 Prozent Bülent oder ist das auch Teamarbeit gewesen?


BC: Ich sag mal so: die Texte sind alle so, dass ich 100 Prozent dahinterstehen kann. Da war der gerade schon erwähnte Martin Fliegenschmidt stark beteiligt. Wir haben ausgiebig über die Themen, die ich angehen wollte, gesprochen und er hat mir dann geholfen, das in gute, und auch gut singbare, Worte zu fassen. Was im Deutschen echt eine hohe Kunst ist – deswegen singen ja auch so viele lieber auf Englisch!

X: Und wo wir gerade von Deinem Songwriter-Team sprachen, wie sieht es denn auf der Bühne aus? Im aktuellen Clip sieht man drei Musiker*innen, ist das auch Deine Live-Band?


BC: Im Prinzip ja, das sind alles super Musiker und Leute und live kommt dann noch ein zweiter Gitarrist dazu. Und die Bassistin spielt auch noch Keyboard. Das ist ne total junge Band, die sind noch so richtig heiß und für die ist das wie Weihnachten und Ostern auf einmal, das jetzt alles so zu erleben. Die spielen zwar teilweise in anderen Bands, aber da eben keine Rockmusik, und ich glaube, die sind richtig froh auch mal ihre Rockseite ausleben zu können!

X: Und wie wird das dann bei der Tour im April sein, suchst Du Dir dann eine Lieblingsband fürs Vorprogramm aus, die ihr mitnehmt?


BC: Im Moment ist es so, dass wir bei den Shows im April noch gar keine Vorband mit dabeihaben. Einfach weil das eine Testphase ist, in der wir uns auf uns selbst konzentrieren und eineinhalb bis zwei Stunden Programm machen. Da wird bestimmt auch der ein oder andere Gag dabei sein, weil die Leute mich seit Jahren so kennen, aber es wird schon eine Musikshow sein. Nach den Sommerfestivals überlegen wir uns Anfang 2025 nochmal auf Tour zu gehen und da wäre es dann auch cool, eine Vorband dabei zu haben. Jetzt müssen wir aber erst mal schauen, wie wir als Band zusammen- und ankommen.

X: Wenn Du sagst, dass ihr bis zu zwei Stunden Shows plant, dann reicht aber das Material vom neuen Album dafür ja nicht aus. Was ist für die restliche Zeit geplant?


BC: Ah, gut mitgedacht! (lacht) Wir haben ein paar Lieder, die nicht auf dem Album sind und außerdem werden wir ein paar Coversongs machen – ich war ja auch bei „The Masked Singer“ und wurde danach oft gefragt, ob ich die Songs nicht nochmal irgendwo singen werde. Wir werden also drei bis fünf Coversongs im Programm haben, u.a. von System Of A Down, Metallica und vielleicht auch „Killing In The Name Of“ von Rage Against The Machine. Da wird’s live also schon zur Sache gehen. Und wenn die Leute nach dem offiziellen Teil immer noch nicht genug haben und wir alle Songs schon gespielt haben, dann mach ich halt noch ein bisschen Stand Up, quasi zwei Shows zum Preis von einer! (lacht)

X: Auf dem Album hast Du Dir bei zwei Songs Gäste ins Boot geholt, einerseits Saltatio Mortis andererseits aber überraschenderweise auch Peter Maffay. Wie habt Ihr Euch kennengelernt und wie kams zu der Zusammenarbeit?


BC: Naja, so weit war der Weg nicht, denn Peter ist ja an sich auch ein Rocker. Er hatte Riesenerfolge mit Balladen und auch Tabaluga, Songs wie „Über sieben Brücken“ und „Es war Sommer“ kennt jeder. Frisur, Lederjacke und Tattoos deuten aber eindeutig auf einen Rocker. Wir haben uns bei Tabaluga kennengelernt und so kam dann eins zum anderen.

X: Wie ist das bei Dir, kannst Du als Privatperson auf Konzerte gehen, oder musst Du Dich da dann verkleiden und unkenntlich machen?


BC: Als ich auf diversen Metalfestivals war, muss ich sagen, dass die da alle cool sind. Die fragen schon mal nach einem gemeinsamen Foto, lassen einen dann aber auch in Ruhe die Show genießen. Durch die Popularität wird man in der Öffentlichkeit schon oft erkannt und das kann auch anstrengend sein, aber auf Festivals ist das immer eher so wie eine große Familie und entspannter. Ich höre auch immer wieder von Leuten, die zum ersten Mal auf einem Metalfestival waren und dann danach sagen „Hey, das war zwar nicht alles immer so meine Musik, aber die Leute sind ja unglaublich nett und friedlich!“ Ich werde auch versuchen, meine Frau, obwohl die eher so Black Music, Soul und Funk hört, mal zu einem Metalfestival mitzunehmen, einfach, damit sie mal diese Atmosphäre erlebt…

X: Wo Du gerade Deine Frau erwähnst. Du hast Dein Privatleben ganz bewusst ziemlich aus der Öffentlichkeit herausgehalten. Die letzten beiden Songs auf Deinem Album sind aber erkennbar für Deine älteste Tochter und Deine Frau. Hast Du da gezögert, oder war das eine leichte Entscheidung?


BC: Ich habe mir das gut überlegt. Und ich zeige die nicht per Foto bei Instagram oder so, aber da geht es auch darum, den Leuten und den Fans mal deutlich zu sagen, dass das eben nicht nur mein Erfolg ist. Ich habe ne ganz starke Frau an meiner Seite und erlebe da viel Wertschätzung. In der Comedy macht man halt Witze, aber bei so einem Musikalbum kann man eben auch mit tiefgreifender Bedeutung arbeiten und so kann ich das auch mal offiziell ausdrücken. Und das war mir auch wichtig, dass neben derben Songs wie „Schmutzige Liebe“ oder so Partysachen wie „Boom Boom“, wo es live richtig abgeht, eben auch ruhigere Songs dabei sind. Und die, die da dann rumunken, dass das doch kein Metal ist, sollen sich mal locker machen und aus ihrem Schubladendenken rauskommen. Kein Mensch ist doch die ganze Zeit aggro, wir haben uns doch auch mal lieb! Aber beim Metal-Publikum mach ich mir da eh keine Sorgen, die sind für fast jeden Scheiß zu haben.

X: Und nachdem Du jetzt ja Dein Rock/Metal-Album gemacht hast, wann kommt das MC Hassan-Album? MC Hassan – so hieß Dein HipHop-Alter Ego bei Deiner Zusammenarbeit mit Eko Fresh vor ein paar Jahren…


BC: (lacht) Boah, das ist ja schon was her, war aber auch eine lustige Sache. Da wird aber so schnell kein Album kommen! (lacht)

X: Zum Abschluss die Frage nach Deinen drei Wünschen von der Märchenfee!


BC: Als erstes natürlich Gesundheit für meine Familie! Dann als zweites: Frieden auf Erden und der dritte Wünsch wäre als Band so richtig durchzustarten!

X: Da bin ich ganz bei Dir, drück die Daumen für die Erfüllung der Wünsche und bedanke mich fürs angenehme Gespräch!


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