Das Wunder im Pullunder

Olaf Schubert, bzw. der Mann hinter Olaf Schubert, heißt eigentlich Michael Haubold. Seit vielen Jahren ist er aus der Schar der deutschen Comedians nicht mehr wegzudenken. Im März/April ist Olaf Schubert gleich dreimal in der Region zu Gast und das sollte man sich keinesfalls entgehen lassen!

Schon mit seinen frühen Auftritten im Quatsch Comedy Club etablierte er sich als außerordentlicher Sprachakrobat und Meister der absurden Spontanimprovisation, und heute sind seine Auftritte bei der heute-show und das gemeinsame Format „Gipfeltreffen“ mit Johann König und Torsten Sträter echte TV-Highlights. Das Gespräch war somit längst überfällig und nach einigem Hin und Her klappte es mit dem Telefontermin. Herr Haubold war unter der Nummer aber dann gar nicht zu sprechen und Olaf übernahm kurzerhand das Interview, womit dann auch vom Start weg klar war, dass dieses Gespräch sehr unterhaltsam werden würde.

XAVER: „Zeit für Rebellen“ heißt Dein aktuelles Programm und Du hast Dir da bestimmt etwas dabei gedacht…?

Olaf Schubert: Ja. Ich bin ja selbst Rebell und so beschäftigt man sich dann son bisschen mit dem Thema. Rebellen gibt es auch schon seit Menschengedenken. Spartacus, Galileo Galilei, Gandhi, Winnetou und wie sie alle hießen. Oh, halt, Winnetou gabs ja gar nicht, aber Old Shatterhand, der war ja auch ein Rebell! Und in dieser Tradition sehe ich mich eben auch und dann muss man eben sagen, wann… wenn nicht… äh, wie heißt das? Wenn nicht, dann jetzt! Das ist ja das Motto des Olafschen Rebellentums!
X: Du hast verschiedene Rebellen der Geschichte aufgezählt, aber gab es für Dich selbst rebellische Vorbilder?

OS: Oh, da fällt mir Robin Hood ein; ein echtes Vorbild, der die Reichen bestahl, um dann mit der Beute den Armen zu helfen. Ich setze das dann moderner um, indem ich mir von den Reichen etwas borge, um es den Armen preisgünstig zu vermieten! So könnte man das vielleicht auf den Punkt bringen.
X: Bis Ende 2024 zischst Du querbeet durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, da fallen die zwei Termine in Teneriffa besonders auf – habla usted español, señor?

OS: Un mucho poquito! Man muss es so machen wie die ganz Großen, Kolumbus hat seine Weltentdeckung bzw. -eroberung auch von Teneriffa aus begonnen, und das versuchen wir sozusagen auch! Oder man könnte es auch eine Nummer kleiner machen: Warum nicht mal dort arbeiten dürfen, wo andere Urlaub machen… müssen?
X: Bei uns in der Region gastierst Du in Heidenheim, Crailsheim und Schwäbisch Gmünd. Hast Du an die Städte Erinnerungen, oder was für Assoziationen kommen da auf?

OS: Mir kommt das als erstes in den Sinn, dass wir in all den Städten bereits gastierten. Bei Schwäbisch Gmünd denke ich natürlich an Homöopathie! Dort ist doch diese berühmte Kosmetik- und Arzneimanufaktur, wo doch jedes Kügelchen handgefertigt, wie ich weiß, einzeln von zarten Schwäbisch Gmünderer Händen erschaffen wird! Und vielleicht kauf ich mir auch ein Kügelchen, mal sehen! Das geht natürlich nur, wenn ich mir bis dahin auch noch eine entsprechende Krankheit besorge,
vielleicht bring ich die aus Crailsheim mit!
X: Mit „Zeit für Rebellen“ warst Du vor kurzem erst in Döbeln, das Du als „schönste Stadt der Welt“ bezeichnet hast – sollte man also unbedingt bald mal hinreisen?

OS: Nein, keinesfalls. Schönheit ist ja relativ. Also, ich bin ja auch schön, sag ich mal. (räuspert sich) „Döbeln ist die schönste Stadt der Welt!“, sowas gehört einfach dazu, dass man das so sagt; das würde ich auch… zu Crailsheim sagen und selbst zu Pforzheim! Aber sowas ist eben eher eine Frage der Verträge und bilateralen Beziehungen und ja, Geld spielt da ganz klar auch eine Rolle! Je höher die Gagen, desto schöner die Städte! Und das ist quasi ein ehernes Gesetz in der Unterhaltungsbranche.
X: Mir ist das nur aufgefallen, weil Döbeln eine der Partnerstädte von Heidenheim ist.

OS: Oh, dann ist somit Heidenheim bestimmt quasi fast genauso schön wie Döbeln!
X: Mal kucken, ob ich mir da bald selbst mal einen Eindruck machen werde…

OS: Man sollte sich ja auch ein paar unrealistische Ziele setzen und da würde ich sagen, das sollte eins davon sein! So wie man
sich ja auch vornimmt, gesünder zu essen oder weniger zu trinken, das ist auch alles Quatsch! Das nimmt man sich vor, und weiß, das wird doch sowieso nix!
X: Um nochmal auf Dein aktuelles Programm zurückzukommen: Verändert sich so ein Programm über die Jahre, kommen Teile dazu oder war das in Bochum im Juni 2022 das Gleiche, wie es Ende Oktober 2024 in Limburg sein wird?

OS: So ein Programm hat natürlich einen Kern. Und drumherum atmet es ein wenig. Man ist natürlich als Unterhaltungsschaffender bestrebt, immer auch aktuelle Themen zu implementieren, sei das nun die Politik oder das regionale Geschehen. Oder wenn man dann von oben sieht, dass das Publikum heute aber schlecht aussieht, dass man die dann ein
bisschen mehr aufbauen muss, oder so. Es gibt insofern also das Bestreben, das immer so ein bisschen auf dem Laufenden zu halten. Und es gibt natürlich aktuelle Themen, um die man ja gar keinen Bogen machen kann, oder der Bogen wäre dann so groß, dass man ganz woanders ankäme. Dann lieber geradeaus durch!
X: Das artet über die Jahre wohl auch in Arbeit und Routine aus, bei so einer Tour kann man auch den Blues bekommen, da hilft es, wenn man zwei Freunde dabeihat. Mit denen stehst Du allabendlich auf der Bühne. Aber was treibt Ihr so, wenn gerade weder Soundcheck noch Showtime ist?

OS: Gut, das hat sich natürlich auch ein bisschen relativiert, wir haben vor vielen Jahren begonnen, gemeinsam als Freunde Musik zu machen, mittlerweile sind wir Kollegen. Auch das also ein dynamischer Prozess. Aber auf dem Plakat klingt das nicht so gut, wenn da „Olaf Schubert und Kollegen“ steht. „Olaf Schubert und seine Freunde“ assoziiert doch etwas größere Intimität. Was tut man, wenn kein Soundcheck ist oder kein Konzert? Man geht sich aus dem Weg, so gut es halt irgendwie gelingt. Aber man trifft sich dann halt trotzdem meist in der Konditorei, im Schnapsladen oder schlimmstenfalls im Fitnessstudio.
X: Bei der Recherche im Vorfeld habe ich mir auch ein paar sehr unterhaltsame Clips der Rockys angeschaut. Die Freunde, die Du bei Deinen Terminen dabeihast, sehen den Bandkollegen der Rockys recht ähnlich…

OS: Sehr gut beobachtet, das ist ja quasi Journalismus der alten Schule, Qualitätsjournalismus! Der eine hat die Eisengitarre
gespielt und der andere war sozusagen der Frontsänger, wie man so schön sagte.
X: Bei YouTube gibt’s auch einen Mitschnitt und da covert ihr von Elvis Presley „In The Ghetto“, bei Euch heißt das aber „In Prohlis“ – wie kommt‘s?

OS: Ach, klar: Prohlis ist quasi salopp formuliert das Dresdner Neubau-Ghetto. Und da haben wir also mit etwas Lokalkolorit für
etwas regionale Heiterkeit gesorgt.
X: Du bist mehrfacher Buchautor, mittlerweile sind’s drei Bücher. Das aktuelle heißt „Olaf Schubert bewertet die Schöpfung: Von

Abba bis Zyankali” – was hat denn besser abgeschnitten, Abba oder Zyankali?
OS: Da gibt’s natürlich unterschiedliche Kriterien. In Sachen Effektivität ist Zyankali schon weiter vorne als Abba. Wenn man sich
seines Lebens berauben will, oder wie sagt man? Wenn man sich entleiben will, geht das mit Zyankali schneller, aber ich sag mal: Drei Alben von Abba hintereinander haben die gleiche Wirkung, aber es dauert eben länger.
X: Hast Du die Corona-Zwangspause kreativ genutzt, also vielleicht das nächste Buch schon in der Schublade?

OS: Leider nicht. Aber ich bin ja quasi von Kindern betroffen als Elternteil. Und da war jetzt nicht so viel Raum für Kreativität. Man
hat eher versucht, die Wohnung heimlich zu verlassen oder man war in das Korsett des
Homeschoolings gezwängt. Und gerade, wenn man mehrere Kinder hat, lernt man die auch mal von einer anderen Seite kennen. Es gab ja vor Beginn des Homeschoolings Kinder, die nicht in der Lage waren, dem Vati mal ne Flasche Bier aufzumachen. Insofern war das insgesamt eher eine frustrierende Erfahrung. Aber mit punktuell erhebenden Momenten dazwischen.
X: Ist in dieser Corona-Phase auch das „Gipfeltreffen“-Format zusammen mit Sträter und König „entwickelt“ worden?

OS: Naja, entwickelt klingt vielleicht ein bisschen hochtrabend. Wir haben uns einmal angetroffen und beschlossen, das zu machen.
X: Gab es im Vorfeld ein Konzept oder war irgendetwas gescripted oder ist das alles komplett spontan?

OS: Nein, wir haben uns einfach hingesetzt und haben diese Fragen bekommen und dann hat man gemerkt, dass die qualitative Beantwortung der Fragen unterschiedlicher Güte war. Da wurde also schon auch mal etwas geschnitten, aber es war ausreichend Gutes dabei.
X: Hast Du eigentlich je darüber nachgedacht, Dich im HipHop zu engagieren? Dein Talent, aus dem Stand sehr pointierte

Sachen zu platzieren, erinnert mich doch ein bisschen an das Freestylen aus dem HipHop-Bereich und dann kommt bei Dir als ursprünglichem Schlagzeuger ja auch noch ein Top-Gefühl für Timing dazu…
OS: Ja, ich bin dem HipHop auch nicht abgeneigt, im aktuellen Programm finden sich Elemente des Rappes, des Hippes und des
Hoppes!
X: 2014 warst Du Juryvorsitzender des Deutschen Comedypreises. Da wurde „Mario Barth deckt auf“ als beste Comedyshow ausgezeichnet – obwohl u.a. auch die heute-show und das Neo Magazin von Jan Böhmermann nominiert waren – was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?

OS: Dass es bei solchen Entscheidungen im Wesentlichen immer darum geht, wer die höchsten Zuschauerzahlen hat und die
größere Reichweite. Und auch wer gerade vielleicht neu auf dem Markt war. Außerdem hatte ich als Juryvorsitzender auch keine
hegemonialen Befugnisse, sondern war einfach nur stimmberechtigtes Mitglied der Jury und ich hatte immerhin das Privileg, dass ich mir vorher nicht alles, über das abgestimmt wurde, anschauen musste! (lacht)
X: Zum Abschluss die Frage nach den drei Wünschen, die Dir von der Märchenfee gewährt werden, was wünschst Du Dir?

OS: Der erste Wunsch wäre, dass ich die Fee bitten würde, nur zwei Wünsche haben zu dürfen. Der eine Wunsch wäre Frieden und der zweite Wunsch wäre dann sogar Weltfrieden.
X: Sehr oft kam der Wunsch nach weiteren Wünschen, aber Du bist der erste, der sich weniger Wünsche wünscht!

OS: Ja, das macht es mir leichter!
X: Dann bedanke ich mich herzlich für ein sehr kurzweiliges Interview und ein herausragendes Schaffen und wünsche viel Erfolg

bei der hoffentlich baldigen Erfüllung beider Wünsche!
OS: Ach, da wäre dann doch vielleicht Wunsch drei noch: zügige Umsetzung!

Termine:
Freitag, 31.03.23, Heidenheim, Congress Centrum
Samstag, 01.04.23, Crailsheim, Hangar
Sonntag, 02.04.23, Schwäbisch Gmünd, Stadtgarten


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