Bratpfannen und Mittagsschläfchen
Kerstin Ott schrieb vor Jahren einen Song für eine Freundin, nahm ihn auf, presste ein paar CDs und dann passierte… erstmal gar nichts! Bis dann „Die immer lacht“ viel später durch einen Remix viral ging und die gelernte Malerin doch noch auf die Bühne „musste“ – obwohl das an sich nie ihr Ziel war. Heute ist sie einer der Megastars des Deutschen Schlagers und hat wesentlich dazu beigetragen, diese früher zumindest nach außen erzkonservative, heile Welt auf links zu drehen! So sympathisch und bodenständig sie auf Bildern und in Clips rüberkommt, so ist sie dann auch bei unserem Telefonat; anfangs noch etwas vorsichtig, dann aber umso herzlicher!
KO: Also ich war bestimmt schonmal für einen Auftritt in der Region unterwegs, aber dadurch, dass man da oft nur von Show zu Show fährt und drumrum nicht viel Zeit bleibt, habe ich jetzt keine Ortskenntnisse.
KO: Ich bin echt gerne und viel am Spazierengehen, am liebsten, wenn dann noch ein Fluss oder ein See in der Nähe ist – das ist die ideale Auszeit. Ansonsten genieße ich es auch sehr, am Nachmittag mal ein Mittagsschläfchen zu machen!
KO: Nee, dazu bin ich zu realistisch. Ich hatte das am Anfang gehabt, da habe ich über zwei, drei Jahre noch Maschinen für mein handwerkliches Dasein gekauft, da nicht abzusehen war, wie lange das mit dem Erfolg mit der Musik anhalten würde; so wäre ich dann wenigstens perfekt ausgestattet gewesen. Ich war also schon immer darauf aus, dass es keine bösen Überraschungen gibt.
KO: Völlig richtig, die Bühne konnte und wollte ich mir am allerwenigsten vorstellen. Dadurch, dass ich eben auch eher ein introvertierter Mensch bin, konnte ich es mir auch gar nicht vorstellen, irgendwelche Massen zu begeistern. In die Richtung habe ich also gar keine Gedanken verschwendet. Ich war Handwerker und habe mich in dem, was ich da gemacht habe, auch sehr wohlgefühlt. Und wie das eben immer so ist, passiert es dann doch ganz anders als man es sich so ausmalt. (lacht)
KO: Ja, total. Ich bin schon immer begeisterter Musikhörer gewesen, mochte damals auch schon immer gerne Oldies hören und konnte seit jeher kaum etwas mit den Charts anfangen. Aber Musik war immer ein fester Bestandteil meines Lebens.
KO: Ja, das war damals Pink und ich fand es unfassbar, was die da für eine unglaubliche Show abgeliefert hat.
KO: Ja, da bin ich damals eingeladen worden, war zwar schwer beeindruckt, war aber und bin bis heute nicht begeistert davon, in solchen Menschenmassen zu stehen. – Freiwillig wäre ich da also eher nicht hingegangen!
KO: Gar nicht! (lacht) Ich habe schon Profile bei Facebook und Insta und poste da auch ab und zu etwas, was ich in dem Moment lustig finde, aber mir ist Social Media ansonsten eher… fremd. Das ist alles so überspitzt, aufgeregt und sensationsgeil; einfach nicht so mein Fall. Ich bin lieber im hier und jetzt!
KO: Also ehrlich gesagt, hatte ich vor den Mallorca-Auftritten auch Angst gehabt, weil ich wusste, dass das da hart sein kann. Und ich hatte damals ja auch vorwiegend ruhige Lieder gehabt und wusste auch nicht so recht, wie das da in diesem „Ambiente“ ankommen würde. Aber ich muss echt sagen, dass ich da echt immer sehr herzlich vom Publikum empfangen wurde und ich würde da auch heute nochmal einen Auftritt machen – warum nicht? Mir war damals nur wichtig, nicht als Party-Sängerin abgestempelt zu werden, deswegen habe ich da auch nicht mehr Auftritte gemacht. Das Genre auch textlich zu bedienen wäre halt auch gar nicht meins.
KO: Ich glaube, dass es immer auch ein paar Vorreiter geben muss, auch und gerade in einem Genre, das so felsenfest definiert war. Die Menschen haben wohl generell eher Angst etwas Neues auszuprobieren und zuzulassen, auch aus Angst vor Ablehnung. Für mich war das eigentlich relativ klar, dass wenn das mit den Texten nicht hinhaut, die ich da so zu geben habe, dann geh ich eben wieder zurück in meinen handwerklichen Job. Dadurch, dass die Musik und das auf der Bühne stehen nicht mein Lebenstraum war, hatte ich da auch keine Angst, dass das irgendwie nachhinten losgeht. Wenn „Die, die immer lacht“ ein One-Hit-Wonder geblieben wäre, dann wäre ich da stolz drauf gewesen, denn wer kann das schon von sich behaupten?
KO: Ich glaube wirklich, dass es ganz egal ist, was du machst, wenn den Leuten dein Gesicht nicht passt, werden sie irgendeinen Grund finden, auf dir rumzuhacken. Es ist schön, dass mittlerweile angekommen ist, dass man Texte mit Themen bringen kann, die einem wichtig sind und dass man deswegen nicht weniger Erfolg hat. Und das finde ich schön.
KO: Ja, diese Regenbogen-Binde im Fußball ist auch so ein Reizthema für mich. Der Fußball stellt sich ja gerne als so wahnsinnig offen hin, aber ob das nun der DFB oder andere große Werbepartner und Firmen sind, in Ländern, wo das wirklich wichtig wäre, zeigt da keiner Flagge, das machen die nur hier in Deutschland, wo einem mit einer Regenbogenfarben-Binde auch nichts Tragisches passiert. Da bekomme ich so einen Hals…
KO: Ja, das war wirklich ein Wahnsinns-Wechsel, weil ich das früher immer so auf die leichte Schulter genommen habe und auch den Sinn im Einsingen nicht gesehen habe. Ich dachte halt, dass ich ja eh keine wahnsinns-Oktaven singe und das ja kein unfassbares Kunststück ist, was ich da mache. Aber dass es da eben auch darum geht, die Stimmbänder zu schonen und man wie beim Sport durchs Warmmachen auch bessere Leistungen abrufen und Verletzungen verhindern kann und es einem so also leichter fällt, die Töne rauszubringen und zu halten, das hab ich tatsächlich unterschätzt. Und mittlerweile ist das auch ein fester Bestandteil vor einem Auftritt. Bis zu einem gewissen Grad ist die Stimme auch das Werkzeug und wenn man schlecht mit dem umgeht, ist es irgendwann kaputt – einfache Sache!
KO: Mit so Abseitigem kann ich nicht dienen, aber ich habe auf jeden Fall sehr viel gehandwerkert in dieser Zeit. Habe auch meine Werkstatt ausgebaut und lustigerweise habe ich die jetzt gerade vor ein paar Tagen wieder auf links gedreht und nochmal neu gemacht. Aber das ist für mich so, wie andere Leute Unkraut jäten oder so was, da kann ich total gut abschalten dabei. Ich baue dann halt einen Tisch, einen Schrank oder ein Bett!
KO: Es gibt tatsächlich einmal im Jahr die sogenannte „Universal inside“-Party und da kommen dann auch so internationale Acts, aber ich muss direkt sagen, dass mich das überhaupt nicht interessiert. Da bin ich tatsächlich lieber zu Hause in meiner Werkstatt. (lacht) Man kennt die Leute ja auch nicht und ich bin jetzt auch niemand, der dann so ehrfürchtig vor solchen Leuten steht und hingehen und nach einem Foto fragen würde. Ich kenne aber Leute, die da gerne hingehen und auch davon schwärmen, dass es ganz gut ist.
KO: Ja, das stimmt. Zwei Auftritte hatte ich mit ihm, einmal als ich neun und dann nochmal als ich zehn Jahre alt war. Mit dem habe ich auch bis heute noch Kontakt, wir schreiben uns ab und zu zum Geburtstag…
KO: Und er hat auch kürzlich, als ich den Musikautor*innen-Preis im Bereich Schlager bekommen habe, die Laudatio für mich gehalten. Das war wieder sehr schön und ich freu mich immer, dass wir so verbunden sind.
KO: Ich liebe Tracy Chapman…
KO: Die hör ich schon gerne, seit ich denken kann. Ich bin aber sehr bunt gemixt, was Musik angeht. Ich mag Elvis Presley gerne und die Musik der 70er-Jahre, hör auf der anderen Seite aber auch mal Elektro, wenn ich etwas Krasseres brauche. Nur Heavy Metal ist nicht so meins.
KO: Das ist so ne gute Geschichte und das Konzert wirklich beeindruckend.
KO: Ja, meine Frau Karolina lacht sich schon immer kaputt über mich, weil ich irgendwelche Worte als Schimpfwörter benutze. (lacht) Und ich weiß gar nicht mehr genau, ob ich das selbst irgendwo aufgeschnappt habe, oder ob ich mir das ausgedacht habe…
KO: Das mag sich jetzt etwas abgedroschen anhören, aber als allererstes natürlich Gesundheit, ohne Gesundheit ist alles andere nichts wert. Und dann Zeit, am liebsten unbegrenzt Zeit für Dinge, auf die ich Bock habe. Und dass ich immer essen kann, was ich will, ohne dicker zu werden!
KO: Ich danke, war auch für mich ein sehr schönes Interview und hat mir Spaß gemacht!