Wildpferd mit Elefantengedächtnis: Katrin Bauerfeind
Katrin Bauerfeind ist gebürtige Aalenerin, hat dort auch ihr Abitur gemacht und dann zum Studieren die Heimat verlassen. Während ihres Studiums setzte sie sich bei einem Casting als Moderatorin 2005 für die tägliche Internet-TV-Sendung „Ehrensenf“ durch, die dann im Folgejahr prompt zwei Grimme-Preise verliehen bekam. Es folgten Engagements für den Radiosender 1Live und diverse fürs Fernsehen (u.a. 3Sat, ZDF, Pro7), wobei sie lange mit Harald Schmidt, bei dessen Late-Night-Show tätig war. Neben ihrer Moderatoren-Tätigkeit ist sie auch immer mehr als Schauspielerin tätig und im März erschien ihr erstes Buch „Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag: Geschichten vom schönen Scheitern“, und mit dem ist sie ab September wieder auf ausgedehnter Lesereise. Zwischen ihrem Urlaub und all den vielen Aktivitäten war tatsächlich noch Zeit für ein XAVER-Interview.

Katrin Bauerfeind: Ich bin sogar im Urlaub flexibel. Zwischen Power-Wandern und Rumliegen wie ein Badehandtuch ist alles drin. Dieses Mal war es eher Letzteres.
Raum bewusst aussparst?
KB: Ich war sogar zu einem Vortrag an meiner alten Schule in Aalen, um den jetzigen Schülern und damaligen Lehrern zu zeigen, dass man was werden kann, auch ohne in Mathe über Bruchrechnen hinaus zu kommen. Das kann man nicht bewusstes Aussparen nennen…
KB: Es gab ein normales Maß an Scheitern und genau darum geht’s auch in dem Buch. Jeder scheitert, immer wieder. Selbst Steve Jobs, Michael Jordan oder Jesus. Michael Jordan hat beispielsweise gesagt: „In meiner Karriere habe ich über 9000 Würfe verfehlt. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26 Mal wurde mir der spielentscheidende Wurf anvertraut und ich habe ihn nicht getroffen. Ich habe immer und immer wieder versagt in meinem Leben. Deshalb bin ich so erfolgreich.“ Darum geht‘s: heiter weiter! Ich animiere dazu, das alltägliche Scheitern mit Humor zu nehmen und zu akzeptieren.
KB: Ein Buch zu schreiben stand auf der Liste der Dinge, die ich unbedingt mal machen wollte. Das Scheckwedeln hat aber geholfen, es wirklich umzusetzen.
KB: Ich bin gerade dabei es mir abzugewöhnen, weil ich einsehe, dass Nichtraucher zumindest die gesünderen Menschen sind. Aber ich bin trotzdem dagegen, in Rauchern potenzielle Massenmörder zu sehen. Zigaretten sind auch kleine Revolutionen gegen den Optimierungswahn. Wir sollen ja alle ständig besser, fitter und effektiver werden. Das Rauchen unterscheidet uns nicht nur vom Tier, auch vom Computer…
KB: Solange man immer noch darauf hinweisen muss, dass Frauen für gleiche Arbeit nicht das Gleiche verdienen, oder es noch eine Quote braucht, damit Frauen auch in Führungspositionen kommen, solange scheitert die ganze Gesellschaft am Feminismus. Inklusive der Frauen.
KB: Ich bin in etwa so diszipliniert wie ein Wildpferd. Ohne massive Drohungen komme ich überhaupt nicht in die Hufe.
KB: Ich habe dem Verlag schon mehrfach vorgelogen, dass ich gute Fortschritte mache…
KB: Wir hätten von Anfang an auch Ehrensenf vor 1700 Leuten aufzeichnen sollen. Das hätte vieles erleichtert. Aber hinterher ist man ja immer schlauer…
KB: Ich gehe mit Kritik ähnlich um wie Putin oder Erdogan. Ich ignoriere sie weitgehend, merke mir aber die Namen…
KB: Sehr häufig sind es die kleinen Geschichten die mir die Leute nach den Lesungen beim Signieren erzählen. Wenn sie mir sagen, dass ich Ihnen Mut gemacht habe, oder sie über das eine oder andere Thema jetzt anders denken…
KB: Meine Mutter hat mir früher immer vorgelesen, jeden Abend. Märchen, Bibel, Bambi, die ganze Bandbreite der Kinderliteratur! Seitdem finde ich Lesungen super!
KB: Ich hoffe, dass ich die Zeit, in der ich jetzt nicht mehr rauche, zum Lesen nutzen kann. Es gibt noch sehr viele Bücher auf meiner Leseliste. Gerade bin ich bei Jostein Gaarder „Das Orangenmädchen“, das will ich schon ewig lesen.
KB: Ich wollte mir selbst beweisen, dass auch ich in der Lage bin, Mathe und Technik zu kapieren. Naturwissenschaften waren in der Schule meine Hassfächer. Zahlen, Formeln und ich werden zwar nie Freunde für‘s Leben, auch nach dem Studium nicht, aber immerhin stehen wir nicht mehr auf Kriegsfuß miteinander.
KB: Komplett mühevoll über Jahre antrainiert. Mit Weinkorken im Mund habe ich mir jeden Abend laut die Zeitung vorgelesen. Das ist eine Riesensauerei, weil man sehr viel sabbert mit so einem Korken im Mund. Hochdeutsch ist meine zweite Fremdsprache, nach Englisch.
KB: Durch ein Telefonat.
KB: Bauch und Kopf diskutieren miteinander. Mal gewinnt der eine, mal der andere. Beide wollen aber möglichst gute, spannende Projekte machen und meistens klappt das ja auch irgendwie.
KB: Es geht darum, den prominenten Gast in seinem Lebensumfeld zu begleiten, und ihn dadurch besser kennenzulernen. Dabei übernehme ich als Assistentin ganz alltägliche Aufgaben im Arbeitstag des Promis. Und im Idealfall sagt der Einkaufszettel mehr über den Gast aus, als ich in einem Interview erfragen könnte.
KB: Arved Fuchs hat mich vor einer Expedition nach Grönland in die Takelage seines Schiffs geschickt, und ich hab mich von Leander Haussmann beim Inszenieren anschreien lassen. Außerdem werde ich Tim Mälzer den Kochlöffel halten, Michael Michalsky bei einem Fotoshooting assistieren und Winfried Kretschmann einen Tag lang im Schwabenland begleiten. Alles sehr spannend.
KB: Im Grunde ist es „Verstehen Sie Spaß 2.0“. Also, versteckte Kamera in modern bei RTL. Sehr lustig.
KB: ...ein Gastauftritt bei einer Folge der ZDF „Nachtschicht“ mit Armin Rhode und Barbara Auer.
KB: Natürlich nicht. Vermutlich ist Argentinien auch deswegen jetzt schon wieder pleite.
KB: Katrin, ist es eigentlich richtig, dass Dein Humor, Deine Entertainmentqualitäten und auch Deine Panna Cotta noch immer unterschätzt werden? - Absolut richtig! Sehr gute Frage!