Virtuoses und Träumerisches im Schwörhaus - Michael Nuber spielt Chopin, Liszt und Debussy

26.03., Schwäbisch Gmünd, Schwörhaus

Am Sonntag, 26.3. wird der Schwäbisch Gmünder Konzertpianist Michael Nuber um 19 Uhr auf dem großen Steinway-Konzertflügel im Schwörhaus (Städt. Musikschule, Erika-Künzel-Platz 1 in Schwäbisch Gmünd) Meisterwerke aus der Romantik und dem Impressionismus interpretieren.
Karten-Bestellung und Infos: Tel.: 07171 / 61118 oder mail [bei] michael-nuber [punkt] de
Auf dem abwechslungsreichen Programm stehen träumerische und virtuose kurze Werke von Frederic Chopin (Nocturne f-moll, 4 Préludes aus op.28, die extrem wilde Etüde c-moll op.25/12 und das melancholische Prélude cis-moll op.45) und bekannte Virtuosen-und Salonwerke von Liszt (die berühmte Rigoletto-Paraphrase, Soirée de Vienne Nr.6 und das Petrarca-Sonett 104) sowie ein selten gespieltes Spätwerk „Á la Chapelle Sixtine“, bei dem Liszt ein Miserere von Allegri und Mozarts berühmtes „Ave verum“ zu einem neuen großen dramatischen Werk vereint. Abgerundet wird das Programm durch 3 der impressionistischen Préludes von Claude Debussy („La terasse des audiences du clair de lune“, „La cathedrale engloutie“ und „Ce qu’a vu le vent d’ouest“).
Konzert-Paraphrase (Rigoletto-Paraphrase) von Franz Liszt: Das überaus brillante Konzertstück über das vielleicht berühmteste Quartett der Operngeschichte erlangt seine Bedeutung, weil es Liszt in einmaliger Art und Weise gelingt, das Aufeinandertreffen schroffster Gegensätze – des Herzogs flammende Liebesbeteuerung, Maddalenas plappernde Abweisung, die schmerzerfüllte Kantilene Gildas sowie Rigolettos wütendes Parlando – wie in Verdis Original zu einer wunderbaren formalen Einheit zu verschmelzen. Extreme Virtuosität macht es für die Pianisten zu einem einzigartigen Vorführstück. In diesem Stück kann man feinste, extrem schnelle Arabesken aller Art, kleine Virtuosenkadenzen, kraftvolle Oktavenläufe, Tonleitern, Triller, Doppeltriller, irre schnelle Arpeggien u.v.a. bewundern. Eine unglaubliche Arbeit technischer Art für den Pianisten. Dabei geht es doch um Musik – aber dieser technische Aufwand ist unbedingt nötig für die musikalische Aussage.

Von Debussy interpretiert Nuber unter anderem das beliebte Stück „La cathedrale engloutie“, aus dem ersten Heft der Préludes von 1910. Dieses zeigt den Fantasiereichtum Debussys, der die alte, im Meer versunkene Stadt Ys beschwört. Ferner „Ce qu’a vu le vent d’ouest“ („was der Westwind gesehen“), das Nuber erst bei einem Aufenthalt Anfang der 90er Jahre in der Bretagne wirklich verstanden hat, als er die stürmischen Wellen an den Steilküsten hautnah erleben durfte.

Chopins Etüde c-moll op.25/12 mit ihren Kaskaden aus gebrochenen Dreiklängen in beiden Händen gehört zum extrem virtuosen Typ der Etüde, sie vereinigt höchste Pianistik mit großer Dramatik.
FRANZ LISZT war in den Salons des Virtuosenzeitalters der unangefochtene Herrscher auf dem Pianoforte. Von seinem Charisma gibt es so viele Beschreibungen, dass es schwer fällt, eine herauszugreifen.
Seine beliebtesten und erfolgreichsten Bearbeitungen waren seine Schubert-Transkriptionen, mit denen er nicht nur in Wien frenetischen Beifall auslöste. Sie bestehen einerseits aus Klavierübertragungen berühmter Lieder (Erlkönig, Winterreise etc.), zum anderen aus Bearbeitungen von Klaviertänzen Schuberts, die Liszt besonders liebte. Um 1852 fasste er diese zu einem Zyklus in mehreren Heften, den Soirées de Vienne, zusammen, die er auch Valses caprices d’après Schubert nannte. Ferrucio Busoni bemerkte, Liszt sei mit diesen intimen Werken direkt zum Herzen der Zuhörer vorgestoßen, während er sie sonst eher mit seinem Spiel überwältigt habe.

Liszt: Á la chapelle sixtine - Miserere d’Allegri et Ave Verum Corpus de Mozart: (komp. 1862)
Als Liszt diese Fantasie unter dem Eindruck der Erlebnisse seines Aufenthaltes in Rom schrieb, hatte er sich schon lange mit dem Gedanken einer Reform der Kirchenmusik beschäftigt.
Die erste der zwei Motetten, die der Komposition zugrunde liegen, ist das Miserere des ital. Komponisten Gregorio Allegri (1582-1652), das für den Chor von Papst Urban VIII nach 1630 in Rom entstand. Aus der Musik dieser berühmten Komposition für Doppelchor entnahm Liszt für sein eigenes Werk den strophisch wiederkehrenden Teil des ersten Chors. Die zweite Motette, auf die Liszt zurückgriff, ist das „Ave verum Corpus“ für gemischten Chor, Streicher und Orgel KV 618 von Mozart.
Beide Bearbeitungen sind völlig frei, in andere Tonarten übertragen und durch Wiederholungen erweitert. Aus den zwei verschiedenen Vorlagen schuf Liszt nach einem bestimmten und genau durchdachten Plan ein einheitliches Werk. Das diesem Plan innewohnende Programm lässt sich durch Liszts eigene Worte am besten ausdrücken:“ Die Misere und die Ängste des Menschen stöhnen in der Miserere, Gottes grenzenlose Barmherzigkeit und sein geneigtes Ohr antworten darauf und singen im Ave verum Corpus. Das rührt an das erhabenste der Mysterien, daran, das uns offenbart, dass die Liebe über das Böse und den Tod den Sieg davonträgt.“

Petrarca-Sonett 104: Petrarca, Mitbegründer des Humanismus und einer der größten Dichter Italiens, hinterließ in seiner Sammlung „Canzoniere“ Hunderte von Sonetten, in denen er seiner Verehrung für Laura Ausdruck verlieh – eine geheimnisvolle Frauengestalt, von der man nicht weiß, ob sie tatsächlich existiert hat. Gut fünfhundert Jahre später vertonte Liszt die Sonette Nr. 47, 104 und 123 zu schwärmerisch-poetischen Klavierliedern und integrierte die Fassungen für Klavier solo in den 2. Band („Italien“) seiner „Années de Pèlerinage“. Darunter erfreut sich das zweite Petrarca-Sonett Nr. 104 besonders großer Beliebtheit.

Michael Nuber konzertiert sowohl als Solist und in verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen (Klavierduo, mit Cello, Violine, Flöte sowie als Liedbegleiter) regelmäßig seit der Zeit seines Studiums. Er gibt jährlich über 30 Konzerte - mit etwa 16 verschiedenen Programmen. Sie führten ihn unter anderem nach Rumänien (Bukarest und Mozartfestival in Klausenburg), in die Schweiz und viele Jahre nach Großbritannien. Wiederholt wurde er engagiert vom Herzog von Württemberg. Teilnahme am Festival „Europäische Kirchenmusik“ in Schwäbisch Gmünd mit einem Liszt-Programm, Engagements bei den Schlosskonzerten in Tettnang, Altshausen, Kunstschloss Hermsdorf/Dresden und Lindach. Schwerpunkte seines umfangreichen Repertoires bilden Bach, Beethoven (alle 32 Klaviersonaten), Schubert, Chopin (Gesamtwerk), Liszt, Skrjabin und Debussy. Seit seinem 16. Lebensjahr widmet sich Michael Nuber auch der Komposition. Seither entstanden außer zahlreichen Klavierwerken einige Sonaten und Albumblätter für Flöte und Klavier, eine Fantasie für Cello und Klavier, ein Trio für Klavier, Flöte und Cello, eine Sonate für 2 Klaviere, ein Duo für Klavier zu 4 Händen sowie eine viersätzige Fantasie für Klavier als Psychogramm einer jungen Frau, die sich in einer ernsten Lebenskrise befindet.
Außerdem schuf er viele Transkriptionen von Liedern von Schumann, Liszt, Faure, Debussy und Ravel und weitere Bearbeitungen von Werken von Bach, Mozart, Schubert, Franck, Bruckner u.a.


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