Über Zeug-Zwang: Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen

J.B. MacKinnon | aus dem Amerikanischen von Stephan Gebauer | 480 Seiten | Penguin | 20,-- € | eBook 16,99 €

In „Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen“ spielt J. B. MacKinnon ein Gedankenexperiment durch

Der Corona-Pandemie etwas Positives abgewinnen? Dem kanadischen Umweltjournalisten James Bernard MacKinnon dürfte das nicht schwer fallen. Für die Recherche seines jüngsten Buches hat er nämlich frei Haus aufschlussreiche Daten geliefert bekommen für seine Fragestellung: Was würde mit der Wirtschaft, mit unseren Arbeitsplätzen und unserem Leben passieren, wenn wir plötzlich aufhören würden, unnötiges Zeug zu kaufen?
Aber MacKinnon hat es dabei natürlich nicht belassen, sondern sich selbst auf Recherchereise rund um den Globus begeben. An Fallbeispielen aus Namibia, Ekuador, Finnland und Japan zeigt er, was vergangene Krisen dort angerichtet und damit auch angestoßen haben, was der heutige Überkonsum für Auswirkungen auf uns die Erde hat, wie Menschen sich diesem entziehen können und welche Alternativen es geben könnte. Nur „grüne“ Produkte zu kaufen – das macht der Autor schnell klar – wird den Planeten und uns nicht retten: Es ist schlicht ein Zuviel an allen Ecken und Enden, ein Zwang zum Erwerb von kurzlebigem Zeug in einem überreizten Konsumklima. Und das, wie Oxfam unlängst in einer Studie vorlegte, von einem Bruchteil der Bevölkerung mit verheerendsten Auswirkungen für den Rest.
MacKinnon malt kein rosiges Bild von den möglichen Konsequenzen, die ein weitgehender Konsumverzicht haben würde und die er in seinen vier Großkapiteln „Die ersten Tage“, „Zusammenbruch“, „Anpassung“ und „Transformation“ durchspielt: „Vielleicht wird ein Ende des Shoppens die Welt tatsächlich in Schutt und Asche legen.“ Die Apokalypse bliebe aber aus, die Welt werde nicht komplett zusammenbrechen: „Sie erwacht auch stets rasch wieder zu neuem Leben.“
Das ist spannende und nicht in der Theorie steckenbleibende Lektüre, die auch dazu anleitet, auf das eigene Verhalten zu schauen. Seine Forderung des „Dekonsums“ und einer realistischen Bepreisung von Waren, die auch die Konsequenzen der Herstellung mitenrechnet zeige selbst mit einem weniger anspruchsvollen Ziel als des kompletten Konsumstopps große Wirkung. Etwa durch die Reduzierung des Konsums in der reichen Welt um 5 Prozent: „Es könnte das Ende der uns bekannten Welt sein, aber es wäre nicht das Ende der Welt.“


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