Sweet home Hülkendonck: Dorfroman

Christoph Peters | 416 Seiten | Luchterhand | 22,-- € | E-Book 17,99 €

Alles noch da in Hülkendonck: der Kreisverkehr mit der merkwürdigen Rohr-Skulptur, das Einkaufszentrum, die Gärtnerei Rath und auch das Storchennest auf einem hohen Mast. Hier am Niederrhein ist bei der Heimkehr des Erzählers nach 30 Jahren viel gleich geblieben – oder auch nicht. „In Wirklichkeit ist fast nichts mehr so wie zu der Zeit, als ich hier gelebt habe“, sagt die Erzählerstimme, die man ruhig als halben Autor Christoph Peters nehmen darf. Er selbst stammt aus Hönnepel im Kreis Kleve, das hier leicht verfremdet zu Hülkendonck, Cleve wird. Aber wieviel vom Autor Peters in diesem, den Heimatbegriff überhaupt nicht verklärenden, Erzähler auch stecken mag: Es spielt keine Rolle.
Denn man kann sich als Kind der 70er-Jahre restlos fallen lassen in die drei Geschichtsebenen mit der Grundschulzeit, der Pubertät und dem mittleren Alter des Erzählers, auf denen berichtet wird, wie alles wurde, wie es ist.
Statt Kühen auf der Weide stehen jetzt nämlich riesige Hallen mit Wellblechdächern und vollautomatischen Melkanlagen in der Landschaft herum. Und vor allem: der riesige Kühlturm des benachbarten „Schnellen Brüters“, eines nie in Betrieb genommenen Atomkraftwerks, das jetzt mit einem Bergpanorama bemalt und Teil eines Freizeitparks ist.
Man könnte das als schlechte Pointe sehen für ein Projekt, das in den knapp 50 Jahren nicht nur das Dorf, sondern die halbe Republik zerrissen hat, die Anti-Atomkraft-Bewegung in Gang gebracht und als alles überragender Stein des Anstoßes auch der Erzähler-Biographie eine klare Richtung gegeben hat.
Wie einem die eigene Herkunft und Heimat ein Leben lang in Mark und Knochen stecken kann – zumal wenn diese mit einer streng katholisch geprägten Dorfgemeinschaft in Krisenzeiten verbunden ist – zeigt Peters hier völlig ohne Generation-Golf-Kitsch, sondern ehrlich, ergreifend und mit einem klaren Fazit: Es lässt dich nicht los. Was ja vielleicht gar nicht so schlecht ist.


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