Schuld und Sühne

Christian Bale muss in „Feinde – Hostiles“ von einem verbitterten Soldaten wieder zum Menschen werden

Keine Gefangenen macht dieser Film: Weder die titelgebende Gegnerschaft der amerikanischen Ureinwohner mit den Besetzern ihres Landes, die schon über das Filmplakat überdeutlich wird, noch das D. H. Lawrence-Zitat zu Anfang lassen Zweifel übrig: „Die amerikanische Seele ist in ihrer Essenz hart, isoliert, stoisch und mörderisch. Sie ist bisher noch niemals aufgetaut.“ Dennoch wirbt „Feinde – Hostiles“ als bildgewaltiges Western-Statement der Völkerverständigung für einen frühsommerlichen Kinobesuch. Wenn auch nicht für Jedermann. Denn laut FSK-Freigabe sollte man schon 16 sein – und selbst als Erwachsener erst einmal über die Eröffnungssequenz mit einem mörderischen Apachen-Überfall auf weiße Siedler hinwegkommen. Aber es war ja auch kein Kindergeburtstag in den USA auf der Schwelle zum 20. Jahrhundert: Goldrausch, Büffeljagd und Eroberung des Westens waren da längst vorüber, die Industrialisierung hatte das Land schon im Griff und was von den Ureinwohnern über war, wurde in Reservate abgeschoben. So auch hier, wenn der Kriegsveteran Joseph Blocker als letzten Job den Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk samt Familie in dessen Stammesland überführen soll. Einen von denen beschützen, die er bislang mit größter Brutalität gejagt hat? Für den verbitterten durch seine Kriegserfahrungen emotional komplett runtergeschliffenen Blocker ein Unding. Lediglich die Streichung seiner Pension zieht als Drohung und Blocker macht sich mit dem kleinen Treck durch ein gefährliches Land – und liest auf dem Weg von New Mexiko nach Montana auch noch die schwer traumatisierte Witwe und einzige Überlebende des eingangs erwähnten Massakers auf.
Nicht viele Worte verlieren die Soldaten während dieser in atemberaubenden Panoramen gefilmten Reise, bei der sie vor allem mit ihrer eigenen Vergangenheit und der persönlichen Schuldfrage konfrontiert werden. Dass sie doch nur ihren Job getan hätten, sagt ein wegen Gräueltaten verurteilter Soldat, den sie ein Stück weit überführen sollen – und dass doch jeder schuldig sei.
Diese Fragen der Schuld und der Bewusstwerdung, dass sie alle nur Werkzeuge waren in einem sinnlos zerstörerischen Krieg, verhandelt Scott Cooper sehr offensichtlich, aber nicht aufdringlich in diesem Stück Genrekino, das durch starke Schauspielleistungen von Christian Bale als Joseph Blocker und Wes Studi als Yellow Hawk überzeugt und in vielen Punkten an aktuelle gesellschaftliche Themen anknüpft.
End-Western mit Christian Bale

Feinde – Hostiles
USA 2017
R: Scott Cooper
D: Christian Bale, Rosamund Pike, Wes Studi
S: 31. Mai
www.hostiles-film.de

Statement des Regisseurs Scott Cooper:
„Ich wollte schon immer einen Western machen. Doch (…) der Film sollte relevant sein in Hinblick auf die aktuellen Vorkommnisse in Amerika, im Zusammenhang mit ethnischen Gruppen und Kulturen. Wir alle wissen, welchen Misshandlungen die amerikanischen Ureinwohner ausgesetzt waren, und genau das kann man derzeit auch gegenüber Schwarzen in Amerika beobachten.“


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