Rezepte mit Whisky und Zigaretten: Axel Prahl
Den Schauspieler Axel Prahl, geboren 1960 in Eutin, kennt fast jeder. Mit dem Tatort Münster erreichen er und sein Kollege Jan Josef Liefers regelmäßig Traum-Einschaltquoten von ca. 15 Millionen Zuschauern. Den Musiker Axel Prahl haben noch nicht so viele Leute auf dem Zettel, dabei widmet er sich der Musik schon viel länger als der Schauspielerei. Und überhaupt wollte er ja eigentlich Mathematiklehrer werden – schön, dass er das gelassen hat, das mit dem Musikmachen hingegen nicht. In Bezug auf die Musik spricht er auch schon mal schalkhaft von seiner „steuerlich angemeldeten Nebenerwerbstätigkeit“, und zusammen mit seiner Band, dem Inselorchester und ihrem neuen Album „Mehr“, gastiert er Ende Februar in Stuttgart. Auf die Sekunde pünktlich klingelt das Telefon zum vereinbarten Gesprächstermin und am anderen Ende der Leitung ist ein entspannter, sehr gut aufgelegter und redseliger Axel Prahl, der nur stimmlich etwas angekratzt ist.
Axel Prahl: Ja, das kann man schon so sagen. Da ist mir schon viel dran gelegen!
AP: Hm … doch, das ist tatsächlich ein bisschen so. Das sind die zwei Termine im Jahr, die auf jeden Fall stehen, das sind sechs Wochen, mit 23 Drehtagen und die sind auch ein, zwei Jahre im Voraus geplant und geblockt. Und alles andere muss sich da drum herum irgendwie einsortieren.
AP: Die Songs sind schon vorkomponiert. Und zwar werkle ich ja mit meinem wunderbaren Arrangeur und Hauskomponist Danny Dziuk schon im Vorfeld der Studioaufnahmen immer mal an den Songs; aber so hat es eben auch sieben Jahre bis zum neuen Album gedauert! Das ist aber doch auch ganz schön, dass man finanziell jetzt von der Musik nicht so abhängig ist, dass man unbedingt auf Teufel komm raus produzieren muss. Das ist so ein Privileg, das ich mir leisten kann.
AP: Ich wäre gerne noch viel präsenter bei der Studioarbeit und es ist manchmal blöd, dass Danny Dziuk da oft alleine werkeln muss, wenn ich eben durch Drehtage oder anderes belegt bin. Ich habe da schon gerne selbst ein Ohr drauf, um zu sagen: „Komm, da muss aber noch mehr Dampf rein!“, oder Ähnliches, aber wie gesagt, deswegen braucht ein neues Album eben sieben Jahre!
AP: Stimmt, ein gutes Zeitmanagement ist schon wichtig. Ich nutze diese Zeit, wann immer es möglich ist, auch schon mal, um an Textzeilen oder Songs zu arbeiten. Ich mache mir ja ständig Notizen und habe auch immer wieder mal die Gitarre in der Hand, wenn ich gerade Pause habe am Set. Aber offen gestanden ist es oft eher schwierig, sich in so kurzen Pausen dann zu konzentrieren. Man hat dann auch mal Pausen, wo man nichts anderes tun kann, als sich auf die bevorstehende Szene vorzubereiten und so ein bisschen in der Stimmung zu bleiben. Und ich versuche da dann auch immer mal, das Filmteam mit Spässken bei Laune zu halten. Und die gute Laune am Set ist meines Erachtens ohnehin unerlässlich für ein gutes Resultat vor der Kamera.
AP: Bisher schon. Aber es gibt natürlich Begebenheiten, die man nicht ändern kann. Im nächsten Tatort haben wir eine Urlaubsvertretung für Kommissarin Nadeshda Krusenstern, weil die Schauspielerin Friedericke Kempter ein Baby bekommen hat. Und da muss man eben reagieren. So ist das im Leben manchmal. Meine Band, das Inselorchester, ist auch so ein eingeschworenes Team, aber da gab es auch den Fall mit Michael Götz, der lange Zeit die Blasinstrumente gespielt hat und dann an Alzheimer erkrankt ist.
AP: Ach, wir hatten es auch schon, dass wir während eines Konzerts ganz spontan eine Jamsession gemacht haben. Ich habe dann zwei, drei Akkorde angespielt und die Orchestermitglieder sind dann erfreulicherweise alle so virtuos, dass die so was ohne vorherige Absprachen mittragen können. Das hat viel Spaß gemacht und ich meine, das war in Worpswede.
AP: Da gibt es ganz massive Improvisationen, immer da, wo wir das Gefühl haben, dass man das unterhaltsamer gestalten könnte oder man während der Arbeit feststellt, dass da was vom Ablauf nicht passt. Und es gibt manchmal auch Autoren, die sehr literarisch schreiben und die dann nicht 100 % den Duktus von Thiel und Boerne bedienen, und da greifen wir dann auch ein. Der Thiel ist ja kein großer Freund von Nebensätzen oder Adjektiven. Bei Texten, die so viel Informationen beinhalten, muss ich immer zusehen, dass ich das so konstruiere, dass der nicht plötzlich geschwätzig erscheint. Manchmal drehen wir sogar zwei Versionen, damit man später noch etwas austarieren kann, ob man da eher dem Humor oder dem Krimi den Vortritt lässt.
AP: In erster Linie hat das finanzielle Gründe! Der WDR hat seinen Stammsitz nun mal in Köln. Wenn alle Drehtage in Münster stattfinden würden, hätte das immense Spesenkosten zur Folge, weil die meisten WDR-Mitarbeiter nun mal in Köln wohnen. (hustet) Entschuldigen Sie, ich bin etwas erkältet.
AP: Wir hatten gerade in Potsdam ein Konzert und so etwas sagt man ja nicht mal eben wegen einer Erkältung ab. Das geht dann schon irgendwie, zumindest bisher – toi, toi, toi! – habe ich es immer noch so hinbekommen, dass die Leute kaum etwas gemerkt haben.
AP: Äh … Whisky und Zigaretten! (lacht)
AP: Nein, da gibt’s an sich nichts. Aber es hat sich irgendwie so eingebürgert, dass ich mir immer Biere aus der Region servieren lasse.
AP: Das stimmt, aber hier und da klappt es dann doch mal. Ich habe besonders im Osten schon sehr schöne Städtchen entdeckt, Schmalkalden zum Beispiel hat eine wunderschöne Altstadt und auch Görlitz kann ich nur empfehlen! Traumhafte Altstadt und ein hervorragendes Hotel, aber ich mache jetzt hier keine Werbung für Hotels … aber es ist am Markt! (lacht)
AP: Doch, richtig, ganz genau das ist das! Und der Typ, der das managt, hat sich auch sehr bemüht, da alles optimal zu erhalten und herzurichten. Da steckt massig Liebe im Detail. Und zudem hat jetzt auch noch ein fantastisches Restaurant dort eröffnet, da kann ich die Caprese sehr empfehlen!
AP: Richtig, da geht es dann eben ganz stark über die Qualität der Lebensmittel und die Kontakte zu den entsprechenden Produzenten beziehungsweise Lieferanten. So eine gute Burrata zu bekommen ist, erst recht in der Region, nicht so einfach.
AP: Ich koche leidenschaftlich gerne! Das sieht man ja wohl auch! (lacht)
AP: (überlegt) Das ist wahrscheinlich Coniglio a la Caciatore, also Kaninchen Jägerart. Wobei man nicht unbedingt Kaninchen nehmen muss, da geht auch prima ein Schweine- oder Kalbsbraten. Ist auf jeden Fall mit schwarzen Oliven, Sardellen, Rosmarin, Weißwein und gehackter Petersilie.
AP: Oh, da gibt es unzählige, das ist sozusagen ein weites Feld. Ich bin ein großer Freund der Klassik und da insbesondere von Bach und Mozart. Und dann gibt es noch richtig viele im Bereich der Popularmusik, angefangen bei Cat Stevens, Neil Young, Bob Dylan und so weiter. Ich habe nur Schwierigkeiten, mich da auf einen Stil festzulegen. Ich finde, dass jedes Stück auch thematisch seine eigene Musik braucht. Deswegen ist das neue Album „Mehr“, noch viel mehr als sein Vorgänger, eine Wanderung durch sehr viele unterschiedliche Musikstile. Was ich jetzt noch gar nicht hatte, waren Samba und Bossa Nova, aber von Rock, Pop und Tango über Polka bis zum Shanty und dem Chanson ist alles dabei!
AP: Genau, und das passiert tatsächlich immer wieder, dass einem aus heiterem Himmel etwas einfällt – neulich habe ich mir notiert: „Es schmerzt den Fuß nur den Weg, den er selbst gegangen“ – mal schauen, wo das dann einmal landet!
AP: Ja, klar doch! Wer kennt denn „Angry Birds“ nicht? (lacht) Das ist ja fast schon im Bereich von „Moorhuhn“, was ja auch eine Zeit lang sehr gerne gespielt wurde. Und der Charakter Bombe … na ja, der war eine echte Bombe und es hat irrsinnig Spaß gemacht, den zu synchronisieren! Genau wie bei „Die kleine Hexe“ oder auch bei „Timm Thaler“.
AP: Ja, genau.
AP: Unbedingt, das ist ein dicker, dicker Freund.
AP: Der war quasi schon in den Kinos, das ist ja heutzutage brachial geworden. Solche Filme laufen maximal eine Woche, wobei ich hoffe, dass „Gundermann“ einer der Filme ist, die dann länger in Off- und Programmkinos laufen.
AP: Das ging beim Dreh dann so weit, dass der Regisseur Jan Josef oft als Axel angesprochen hat! (lacht)
AP: Auf gar keinen Fall! Das haben Manfred Krug und Charles Brauer ja zur Genüge gemacht und wirklich in die letzten Tiefen, Ecken und Winkel ausgelotet.
AP: Bis Mitte März erst mal eine Menge Konzerte mit der Band. Dann stehen wieder Dreharbeiten zu einem Tatort auf dem Programm – dieses Mal geht es um Marktwirtschaft. Aber nicht im Sinne von BWL oder so was, es geht eher um den Wochenmarkt in Münster. So mit Delikatessen und alles etwas feiner. Aber ich will und darf hier nicht zu viel verraten. Wir haben auch noch gar keine abschließende Drehbuchfassung bekommen. Kann also gut sein, dass sich da noch etwas ändert. Im Oktober wird es in der Kieler Ostseehalle eine Veranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit geben. Die Regie der Veranstaltung macht Lars Jessen und der hat mich gefragt, ob ich da einen musikalischen Part übernehmen will. Ich überlege, ob ich einen Song dafür schreibe, denn das wäre mit den Schleswig-Holstein Symphonikern und einem Kinderchor – eine hehre Aufgabe, mal schauen, ob ich mich dem gewachsen fühle! Und dann gibt es auch noch einige Open-Air-Veranstaltungen im Sommer!