Kinder, Freunde, Schottenrock: Korn
1994 erscheint das selbstbetitelte Debut einer jungen Band namens Korn aus Bakersfield, Kalifornien. Das Album gilt als Initialzündung des New Metal, eines Genres, dass die kommenden Jahre im Metal-Bereich dominieren wird und dessen bedeutendste Vertreter bis heute auf den ganz großen Bühnen aktiv sind: Korn, Deftones, Limp Bizkit und Linkin Park. “Serenity of Suffering”, das zwölfte Korn-Album, erschien 2016 und zeigt die Band erstaunlich stark und fit. Und das ist auch ein ziemlich gutes Fazit ihrer Show in Stuttgart Mitte März. Um 23:30 Uhr beendet die Band unter tosendem Applaus ihre Show. Gegen 1 Uhr sitze ich in den Katakomben der Halle einem entspannten aber auch sichtlich erschöpften Jonathan Davis, Frontmann von Korn, gegenüber. Abseits der Bühne trägt er wohl keine geblümten Schottenröcke sondern ganz normale, bequeme Sportbekleidung. Aber: prima Händedruck, klarer Blick und insgesamt überaus sympathisch starten wir so zur späten Stunde ins Interview.
Jonathan Davis: Sorry, dass Du so lange warten musstest. Ich war echt ganz schön platt nach der Show und wurde noch massiert. Das ist ganz ähnlich wie bei Leistungssportlern, meine Muskeln übersäuern sonst und dann bin ich am Tag drauf geliefert - da merkt man dann schon die 46 Jahre!
JD: Oh ja, die „MTV Unplugged“-Show… wow. Ich hab Robert schon vorher getroffen. Wir haben damals in London gespielt und ich hab in ein und derselben Nacht Robert Smith, Gary Numan und Simon Le Bon getroffen. Was für eine Hammer-Nacht! Mir fehlen an sich nur noch zwei Leute auf meiner Liste, Adam Ant und Robert Plant.
JD: (lacht) Das ist völlig ok für mich.
JD: Oh Mann, ja, das war heute wirklich eine beeindruckende Kulisse. Und es war nicht nur voll, die Leute waren auch voll dabei!
JD: Ja, cool, oder? Ist mittlerweile eine generationenübergreifende Sache geworden.
JD: Ja, die Liebe meines Lebens… alle drei von den kleinen Scheißern. Ich begebe mich in sehr düstere Bereiche, wenn ich arbeite bzw. schreibe, weil mich das eben inspiriert. Wenn ich da aber über längere Zeit bleiben würde, würde ich wahrscheinlich nicht mehr rauskommen. Und es ist so gut die Kids zu haben, denn wenn man Kinder hat, dann kann man sich den „Luxus“ nicht leisten in einer Depression zu versinken. Man muss das aufsaugen und ausleben. Ich nenne sie meine „kleinen Retter“! (lacht)
JD: Ich bin jetzt seit 18 Jahren clean und trocken. Aber als Nathan so drei, vier Jahre alt war, hat er mich betrunken und benebelt erlebt und das hat ihm sehr viel Angst gemacht.
JD: Ja, klar. Und ich hab ihm das alles, also Alkohol und Drogen, völlig verdorben. Weil er eben gesehen hat, wie beschissen es mir damals ging, fasst er gar nichts an. Also hatte es im Nachhinein doch noch etwas Gutes! (lacht) Ansonsten bin ich der älteste 14-Jährige, den Du je treffen wirst. Ich spiele total gerne mit den Kids, schaue ständig Cartoons, bin mit ihnen draußen in der Natur oder im Skatepark und zocke mit ihnen Videospiele und liefere mir Nerf-Schlachten mit ihnen.
JD: Da ist noch nichts entschieden, aber bei der Tour mit dem Debut, hat das schon Spaß gemacht…
JD: Klar, aber das Album ist ein Klassiker und unser Durchbruch. Aber Du hast schon Recht, nach den ca. 40 Shows dieser Tour, war ich richtig froh wieder zur normalen Setlist zurückzukehren und auch neuere Sachen zu spielen.
JD: Ja, genau.
JD: Ja, das haben wir an sich auch schon immer so gemacht. Und das hat natürlich auch organisatorische Gründe. Da weiß jeder, was als nächstes passiert, wo’s lang geht und alles läuft gut. Und Mann, wir haben ja so viel Songs geschrieben über die Jahre, zwölf verdammte Alben, ist ja an sich total verrückt…
JD: Ich jedenfalls nicht! Das meiste hab ich schon im Kopf, aber für den Notfall hab ich einen Teleprompter auf der Bühne.
JD: Hmm… (überlegt), das ist schwierig. Man hat ja nur einen Favoriten, wenn der irgendwie herausragt… in letzter Zeit wohl am ehesten „Insane“.
JD: Gut aufgepasst! (lacht) Aber das mit dem Lieblingssong ändert sich auch immer wieder mal. Und überhaupt, ist das schwierig, man hat ja auch kein Lieblingskind! (lacht) Also von den neueren Songs am ehesten „Insane“ und die alten mag ich alle!
JD: Jetzt komm schon, warum sind wir denn heute hier? (lacht)
JD: Ganz genau!
JD: Justin war mit mir im Studio und hat mich angespornt, motiviert und begleitet, weil ich so eine Art Schreibblockade hatte. Wir haben an den Vocals und Gesangslinien gearbeitet, Sachen, die man sonst mit dem Produzenten macht. Und Justin ist ja der Sänger von She Wants Revenge, die früher eine meiner Lieblingsbands waren, wir hatten einfach ne gute Zeit zusammen.
JD: Ja, das war sehr nett von ihm. Er ist ein Freund.
JD: Nein, es ist nicht so ein „beste Freunde“-Ding, da hat man nur einige wenige. Aber es hat viel mit gegenseitigem Respekt zu tun und wenn wir zusammen spielen, verbringen wir schon auch mal Zeit miteinander. Er ist so ein netter Kerl und er hat mir auch schon mehrfach den Arsch gerettet!
JD: Ja genau, da hat Corey dann ein paar Songs mit Korn gespielt.
JD: Naa, das sind bandinterne Sachen, da sage ich nichts dazu. Ich weiß, dass er ein fantastischer Schlagzeuger ist und dass ich ihn mag!
JD: Ja, stimmt, der schmeißt seine Sticks ständig durch die Gegend - er fängt sie aber auch immer wieder! Es ist überhaupt so ein Vergnügen so viele enorm talentierte Musiker in der Band zu haben.
JD: Ja! Wir hatten den Kandidaten fünf Songs genannt, die sie einüben sollten. Und Ray konnte 30! Egal welchen Song wir aufgerufen haben, er konnte ihn direkt spielen!
JD: Ja. Head ist ja seit ein paar Jahren wieder im Team. Er hatte damals extreme Drogenprobleme und erschwerend kam dazu, dass er alleinerziehender Vater war und seine Tochter während er auf Tour war zu ihren Großeltern bzw. einer befreundeten Familie musste. Und als er dann total drogenzerfressen von der Tour zurückkam, konnte er sich erst recht nicht um seine Tochter kümmern. Er war an diesem dunklen Ort gefangen. Und sein einziger Weg da wieder rauszukommen und sein Leben wieder in den Griff zu bekommen war die Band zu verlassen. Und ihm und auch vielen anderen Leuten hat die Religion da sehr geholfen von der Sucht wegzukommen. Und auch wenn ich da nicht viel damit anfangen kann, bin ich so froh meinen Bruder lebend wiederzuhaben.
JD: Ja, und so war er an sich früher auch immer schon, aber dann lief alles ein bisschen aus dem Ruder.
(Und in dem Moment klingelt das Handy und Jonathan redet kurz und sehr liebevoll mit seiner Frau. Er sagt, dass er gerade noch ein Interview gibt und sie später reden… Nach dem Telefonat bemerkt er offensichtlich selbst wieder, wie platt er eigentlich ist, Anmerk. d. Verf.)
JD: Hab ich auch gehört. (lacht) Aber mittlerweile kann ich drüber reden, wobei es noch keine Tour ist, wir spielen aber definitiv eine gemeinsame Show.
JD: Ja, klar! In Extremo, Die Toten Hosen, Die Ärzte, Jan Delay…
JD: Nein, wohl eher nicht. Das ist auch so eine lange Reise für sie. Bei Shows in den Staaten sind sie natürlich immer wieder mal dabei.
JD: Danke, mach’s gut!