Gute Jungs an den falschen Orten: Kontra K
Wenn er will, kann Kontra K richtig auf Gangster machen mit seinem perfekt durchtrainierten und fast komplett zutätowierten Körper. Außerdem ist er quasi von Haus aus gegen alles und jeden. Beim genaueren Hinhören fehlen aber die Gangster-Klischees in seinen Texten, dafür hat er was in der Birne, ist ein angenehmer sympathisch-humorvoller Gesprächspartner und kann richtig was! Wenn man eine Filmfigur mit ihm vergleichen müsste, wäre das natürlich Rocky Balboa, der sich unermüdlich auf seinen großen Kampf vorbereitet. Denn auch Maximilian Diehl – wie der Rapper bürgerlich heißt – ist einer, der körperlich hart arbeiten kann. So war er zum Beispiel lange Industriekletterer und ist bis heute auch als Boxtrainer aktiv. Und obwohl Kontra K gerade (als erster deutscher HipHopper!) zum dritten Mal in Folge für sein neues Album die #1 der Charts abgeräumt hat, kann man sich sicher sein, dass der Mann seinen Zenith noch lange nicht erreicht hat. Bei dem Tempo, der Energie und Disziplin, mit der er arbeitet, waren wir echt happy, dass er noch ein Telefonat mit uns im ohnehin engen Zeitplan untergebracht hat!

Kontra K: Hey Tom! Ich habe jetzt Zeit für das Interview, aber ich hoffe, es ist o. k., wenn ich während des Interviews im Auto unterwegs bin? Ich muss noch wo was abgeben.
KK: Ja, nee! (lacht) … Woah, hier ist ’ne Riesenspinne in meinem Auto! Weia, ist die groß, Alter! (schreit) Jetzt hat die sich in irgendeine Ecke verkrochen, die ist so riesig! Igitt!
KK: … und das ganze Auto verbrennen! (lacht) So, ich hab’s geschafft, sie ist raus – ich höre dir zu!
KK: Ja, jetzt geht’s ja so richtig los! (stöhnt)
KK: Nee, ich hatte auf meiner ersten erfolgreichen EP „Wölfe“ (erschienen 2014, Anmerk. d. Verf.) einen gleichnamigen Song. Und mir hat der Titel und Song immer so gut gefallen, der hat viel mehr Aufmerksamkeit verdient, aber zur damaligen Zeit hatte ich einfach noch nicht diesen Erfolg und die damit verbundene Plattform. Jetzt kann ich das so rüberbringen, wie’s gedacht war. Ich habe jetzt einen Punkt in meiner Karriere erreicht, wo ich mehr hinterlassen kann. Ich kann meinem Sohn sagen: „Kuck mal, das habe ich erreicht!“ Ich glaube ja, dass es keine neuen Legenden mehr geben wird. Ich glaube also nicht, dass in zwanzig Jahren noch groß jemand über mich sprechen wird. Aber in meinem Umfeld, bei meiner Familie, meinen Eltern und Freunden, da ist jetzt sichtbar, was ich erreicht habe. Es bleibt also mehr als Erde und Knochen. Wenn ich morgen draufgehe, dann ist der Punkt erreicht und man kann darüber sprechen – deswegen also „Erde & Knochen“. Das ist, was normalerweise übrig bleibt, wenn wir gehen – also mach mehr draus!
KK: Richtig, ich mach’s wie die Natur das will, Verbrennen ist scheiße!
KK: Ouuu (überlegt)… Ich glaube, da war ich wohl so 15. Ich habe ja ’nen älteren Bruder und der hat ihn mal mitgebracht. So zum ersten Mal richtig verstanden habe ich ihn dann ein paar Jahre später, so mit 20. Und der Film ist bis heute mein Lieblingsfilm, weil er einfach so perfekt widerspiegelt, wie Jugendliche sind und wie es ist auf der Straße!
KK: Nee, überhaupt nicht! Aber er ist eben sehr nah an der Wahrheit dran, und das mag ich an Filmen. Diese Straßenkultur, die Kids und so weiter. Und das ist bei uns immer noch aktueller Ist-Zustand, wie wir untereinander sind und so. Wie wir reden, wie unsere Umwelt und unser Umfeld sind und so. Gute Jungs an den falschen Orten eben. Ey, die Fahrradfahrer in Berlin! Die verhalten sich, als wären sie Panzer! Ich fahre hier brav meine Linie und der schneidet mich! … Und ich fluche jetzt extra nicht, weil du bist am Telefon! Aber zurück zu La Haine, ich habe den gerade erst mit meiner Freundin und einem Kumpel gesehen – der kannte den Film nicht! Konnte ich echt nicht fassen, ist ja wie wenn einer sagt, dass er nicht lesen kann!
KK: Genau, wir waren mit der 18th Street Gang zum Dreh in einem Bereich, wo du normal nicht hinkommst. Als Normalsterblicher sollte man da auch nicht rein, selbst die Polizei hat dort Sperrgebiet – und ja, wir haben da gedreht.
KK: (lacht) Nee, natürlich nicht. Ich habe einen sehr großen Freundeskreis. Und ich bin in der Vergangenheit zu sehr vielen Menschen sehr gut gewesen und das kommt jetzt eben zurück, indem sehr viele Menschen gut zu mir sind. In dem Fall war’s ein Freund von mir aus dem Cypress Hill-Umfeld, der mich quasi eingeladen hat und der sämtliche Kontakte hat. Und das hat prima gepasst, weil ich eben mal nicht in Berlin drehen wollte.
KK: Warum? Einfach so! Weil das ein für sich stehender Track ist, und so einen habe ich auch noch mal. Ich glaube eh, dass das die Zukunft ist, dass man auch mal einen Track so dazwischen rausbringt. Das Album steht für sich, und der Track eben auch. Und es war auch irgendwie ein Abschluss fürs „Gute Nacht“-Album. Und so einen wird’s dann auch für „Erde & Knochen“ geben.
KK: Naa, abweichen von meinem Plan lässt mich nix, das geht auch nicht, da habe ich keinen Bock drauf. Und schwach sein ist o. k., passiert. Wenn der Körper mal stagniert und dir die Grenzen aufzeigt … bis hierhin und nicht weiter. Aber dann pausiert man halt mal kurz. Aber, weißt du, ich kann auch nicht pausieren! Ich fahre zwar auch mal in Urlaub, aber kaum bin ich zwei Tage da, hänge ich auch schon wieder am Handy und organisiere irgendwas. Und solange ich so rastlos bin, nutze ich das aus und arbeite.
KK: Ja, ich hatte Gürtelrose im Auge!
KK: Nee, das kann überall am Körper auftreten. Peter Fox hatte das auch, deswegen hat der doch die halbseitige Lähmung im Gesicht. Und bei mir wäre es fast zur Erblindung gekommen. Aber ich weiß mittlerweile, wie ich damit umgehen muss. Und ich verstehe jetzt auch viele andere Künstler besser. Manche legen das ja als Arroganz aus, aber manches ist eben einfach notwendig. Ich fliege jetzt halt nicht mehr easyJet. Weil in der Zeit, in der du nicht arbeitest, reist du meistens. Und in die Zeit muss man eben Komfort reinbringen. Oder strikte Regeln auf Tour, dass man sagt, das und das und das will ich haben. Das wirkt auf Außenstehende vielleicht erst mal, als wäre ich nervig und anstrengend, aber die sehen eben auch nicht, was dahintersteht.
KK: Nein. Ich habe keinen Plan. Mein Leben ist mein Job geworden. Also 24/7. Ich steh morgens meist so um acht Uhr auf, ab und an genieße ich es auch, mal etwas länger zu schlafen, weil dann erhol ich mich auch. Dann geht’s aber direkt zum Sport und ich mache mit meinen Jungs zusammen meine erste Einheit. Dann geht’s weiter, dann telefoniere ich eintausend Mal, fahre durch die Gegend und mache den Paketboten (lacht) … Es kommt aber auch immer drauf an, welche Phase gerade ist. Studio ist natürlich anders als Promophase.
KK: Naja, ich nehm’s mir immer vor (lacht). Aber drei Tage die Woche habe ich meinen Sohn, und da geht dann gar nichts! Sobald ich den aus der Kita hole, ist nichts anderes mehr wichtig, da kann mich der Rest am Arsch lecken. Aber wenn ich ihn am nächsten Morgen dann in die Kita bringe, muss ich das Versäumte natürlich erst mal abarbeiten! (lacht)
KK: Vier wird er jetzt.
KK: Ja voll. Ist ein kleiner Gangster, ist mein Partner!
KK: Gott meinst Du? Ich bin gläubig. Ich finde, dass manche Sachen einfach nicht in unserem Ermessen liegen, und man weiß, dass es da eine höhere Macht gibt. Und davon spreche ich dann, dass ich Gott was schulde und versuche, ein guter Mensch zu sein, gerade zu bleiben.
KK: Nein! Ich bin weder christlich gläubig noch zum Islam konvertiert. Ich nehme mir aus beidem schöne Sachen. Viele meiner Freunde sind Muslime, und ich nehme mir von denen gerne ein paar Sachen mit.
KK: Jein, ich habe mein eigenes Label, aber die BMG sorgt für den Vertrieb.
KK: Über die spreche ich nicht!
KK: Ja, ich kenne die nicht persönlich, ich habe mit denen nichts zu tun. Dieser eine Satz, den dieser Junge gesagt hat, ist natürlich völlig Panne, aber das rechtfertigt natürlich nicht den ganzen Humbug, den man jetzt daraus gemacht hat. Weil die hätten den Jungs den Echo doch auch einfach nicht geben können und sie ausladen, beziehungsweise erst gar nicht einladen können, fertig. Ich setze mich doch auch nicht in ein Auto, zünde es an und meckere dann, dass ich verbrenne!
KK: Nichts. Es gibt wenige, beziehungsweise gar keinen, der was Schlechtes über ihn sagen kann. Er hat den Spagat geschafft, er war ein Gentleman und ein Gangster. So, mehr sag ich jetzt nicht. Aber er hat sich seine Hände nicht schmutzig gemacht, und schon gar nicht an armen oder schwachen Leuten, sondern nur an den richtigen. Und das ist gut. Ich mag ihn. Er hat mir auch beigebracht, wie man sich verhält. Ich fahre damit gut und er hat mich zu dem Mann gemacht, der ich heute bin.
KK: (lacht) Du meinst, weil ich Tuco nach einem Gangster aus Breaking Bad benannt habe? Zurzeit komme ich gar nicht dazu, irgendwelche Serien zu checken. Ich komme abends nach Hause und bin froh, wenn ich meine Ruhe habe. Das ging damals nur, weil meine Ex-Frau da schwanger war und wir die Staffeln zusammen angeschaut haben.
KK: Hah, coole Frage! (lacht) Ich mag Mercedes, ich habe glücklicherweise so eine Art V.I.P.-Status bei denen bekommen und bekomme so immer relativ nette Autos. Ich mochte Mercedes aber schon davor und das hat auch jetzt mit der Show nix zu tun. Ich feiere Stuttgart und trete sehr gerne da auf. Es war richtig geil das letzte Mal da und ich war richtig überrascht, wie schnell die Shows da immer größer wurden. Beim ersten Mal waren’s schon 600 Leute, dann 1000 und 1500 und beim letzten Mal waren’s 4000 oder sogar 5000. Ich freue mich also schon auf die Show im Sommer. Open-Air bei schönem Wetter, das macht immer besonders Spaß!
KK: Nee, leider nicht.
KK: Echt jetzt? Dann will ich das auch! Da haste mich jetzt auf ’ne Idee gebracht! Ich werde direkt nach dem Gespräch meinen Manager drauf ansetzen, da muss was gehen! (lacht)