Disco-Queen trifft King of Pop: Gloria Gaynor
Gloria Gaynor, 1949 als Gloria Fowles in Newark, New Jersey geboren, ist die Gallionsfigur der Disco-Ära und hat mit „I Will Survive“ einen Song in ihrem Repertoire, den wirklich jeder kennt. Sie ist dabei aber weit davon entfernt, ein reines One-Hit-Wonder zu sein, denn „Never Can Say Goodbye“ oder auch „I Am What I Am“ sind weitere, weltweit erfolgreiche Hits. Sie ist bis heute weltweit erfolgreich, hat zahllose Auszeichnungen erhalten (darunter Grammy und Goldene Kamera) und ist bekennende Christin. Im November ist sie in Deutschland auf Tour; den Auftakt gibt sie beim Aalener Jazzfest – ein perfekter Anlass für ein Telefonat mit der Ikone. Sie ist bestens gelaunt, freundlich und in Plauderlaune – optimale Gesprächsbedingungen also!

Gloria Gaynor: Hallo! Ich bin zu Hause in New Jersey.
GG: Ja, klar. Jeder Tag in meinem Leben startet mit Beten. Und dann natürlich so Sachen wie anziehen und Körperpflege. Dann checke ich üblicherweise die E-Mails und auch den Briefkasten. Und auch sonst mache ich Sachen, die auch andere Leute machen. Ich spreche mit den Leuten, die sich um meinen Haushalt kümmern, ich gehe shoppen und koche auch ganz gerne.
GG: Ach, für gewöhnlich versuche ich, so um halb acht aufzustehen.
GG: (lacht) Wenn ich auf Tour bin, kann es natürlich schon mal etwas später werden!
GG: Ja, auch wenn das schon viele Jahre zurückliegt, kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich weiß noch, wie wichtig es mir war, dass ich vor dem ersten Song etwas zu den Leuten sage und habe dann vorher „Guten Abend meine Damen und Herren“ auswendig gelernt. (lacht) Ich habe auch immer versucht, mir das eine oder andere Wort zu merken; das hat auch geklappt, aber es sind nicht viele Worte geworden.
GG: Ja, ich war oft da und es hat mir immer sehr gefallen, es ist so schön da, es gibt so viele wunderschöne Städte dort. Und ich mochte es immer besonders, dass immer alles so präzise und verlässlich ist. Wenn ich in anderen Ländern bin, kann es sein, dass man sich auf neun Uhr verabredet und die Leute dann erst um elf Uhr auftauchen. So was ist mir in Deutschland nicht passiert, da passiert immer alles genau dann, wenn es das auch soll. Und das mag ich sehr!
GG: Auf jeden Fall, ich habe an sich sogar mit Jazz angefangen. Als ich anfangs öffentlich aufgetreten bin, habe ich Stücke von Nat King Cole oder Ella Fitzgerald gesungen. Und die Musik ist bis heute wichtig und präsent für mich.
GG: Da fallen mir direkt zwei Personen ein, die ich getroffen habe und die mir besonders wichtig sind. Zunächst mal Nancy Wilson. Ich habe einfach so viel von ihr gelernt in Bezug auf Gesang und Phrasierung. Ich habe so viele ihrer Songs gehört und gesungen, und es war sogar einer ihrer Songs, den ich bei meinem ersten öffentlichen Auftritt, also außerhalb der Schule, gesungen habe. Und als ich sie dann getroffen habe, war das sehr schön und angenehm. Wenn man jemand trifft, den man so lange verehrt und die Person dann auch noch nett ist, ist das sehr schön. Man trifft ja manchmal auch Leute, die nicht so nett oder auch sehr kurz angebunden sind, aber sie war so herzlich und freundlich!
GG: Das war Michael Jackson. Und es war natürlich etwas Besonderes, ihn zu treffen und mit ihm zu plaudern. Ich war bei der 30-Jahre-Jubiläumsshow der Jackson Family im Madison Square Garden in New York. Und das war am Tag vor 9/11. Michael rief mich am Tag darauf an und sagte mir, wie toll er meinen Auftritt fand. Zum ersten Mal getroffen habe ich ihn aber schon ein paar Jahre vorher bei einer Dinnerparty.
GG: Na ja, ich habe ja schon gesagt, dass ich am Tag davor den Auftritt im Madison Square Garden hatte und ich habe dann in einem Hotel in New York übernachtet. Im Lauf des Morgens rief mich dann jemand an und meinte, wie schrecklich das doch alles sei und ich musste erst mal nachfragen, wovon denn überhaupt die Rede ist. Ich schaltete also die Nachrichten an und da war gerade ein Video zu sehen, wie der erste Turm des World Trade Centers in sich zusammenstürzte. Und ich dachte nur: „Oh mein Gott!“ Ich war völlig schockiert von dieser schrecklichen Tat … (ringt nach Worten) völlig unvorstellbar, bis heute.
GG: Absolut, das sah eher nach Hollywood aus, man konnte sich so was ja gar nicht vorstellen!
GG: Nein, glücklicherweise nicht. Obwohl jemand im Gebäude umkam, der sich früher um meine Finanzen gekümmert hatte. Aber es sind ja so viele Leute da gestorben, echt schrecklich … auch so viele Jahre später immer noch.
GG: Ja klar. Zuallererst heißt das Album „Testimony“, weil es eben das musikalische Zeugnis meines Glaubens ist. Es geht um die Liebe Gottes, Jesus Christus und wie viel mir das alles bedeutet und welchen Einfluss mein Glaube auf mein Leben hatte und hat. Ich habe die Songs mit meinem Produzenten zusammen geschrieben und bin sehr glücklich mit dem Resultat. Die Songs machen Mut und sind erhebend und außerdem wurde alles analog aufgenommen und meistens waren sogar alle Musiker und Sänger zusammen in einem Raum. Diese Art Kreativität ist auch nur so möglich und das ist etwas, das ich bei einem Großteil der heutigen Musik vermisse. Ich bin schon sehr gespannt auf die Reaktion meiner Fans auf die Songs.
GG: Ja, auf jeden Fall!
GG: Ich singe mich natürlich immer warm vor einer Show. Außerdem trinke ich einen speziellen, warmen Tee und vor allem versuche ich, vorher nicht allzu viel zu reden – und das fällt mir immer besonders schwer! (lacht)
GG: Ja, das mache ich immer wieder mal. Manchmal bei Firmen, oft aber auch bei Benefizveranstaltungen für geladene Gäste. Zuletzt habe ich zum Beispiel bei einer Veranstaltung der Starkey Foundation gesungen. Die hilft tauben Leuten in über 57 armen Ländern, wieder zu hören. Und Sie können sich kaum vorstellen, wie schön es ist, ein Kind zu sehen, dass nach jahrelanger Taubheit plötzlich wieder hören kann!
GG: Wenn ich nach einer Tour wieder zu Haus e ankomme, dann wartet dort ein riesiger Haufen Post auf mich. Und mindestens 75 Prozent davon sind Schreiben, die mich für Benefizveranstaltungen oder -aktionen gewinnen wollen. Es hilft immer, wenn man jemanden bei einer Organisation persönlich kennt oder wenn man jemanden kennt, der davon betroffen ist, was unterstützt werden soll. So habe ich kürzlich etwas für Lupus (eine entzündliche Autoimmunkrankheit, Anmerk. d. Verf.) gemacht, weil eine Freundin das auch hat. Und ich unterstütze viele jüdische Organisationen, weil ich viele jüdische Freunde habe. Ich spende auch für Blinde und über die Tauben haben wir vorhin schon gesprochen. Mir ist bei solchen Aktionen auch immer wichtig, dass transparent ist, dass die Spenden auch direkt an die Hilfsbedürftigen gehen und nicht das Meiste davon irgendwo versickert.
GG: Das stimmt schon, und ich hatte auch mal einen kleinen Hund, aber mit dem vielen Reisen und den Tourneen lässt sich das nur schwer verbinden und ich finde es unfair, wenn das arme Tier einen dann die ganze Zeit vermisst. Ab und zu „leihe“ ich mir aber das Hündchen meiner Managerin … (lacht)
GG: Ach, das sieht auf dem Papier nach einer langen Pause aus. Ich habe in der Zwischenzeit aber immer Sachen aufgenommen, die wurden dann aber manchmal eben nicht weltweit veröffentlicht. Ich habe in der Zeit zum Beispiel zwei Alben in Italien aufgenommen, die dann nicht veröffentlicht wurden, weil es irgendwelche geschäftlichen Streitereien gab.
GG: Nein, wohl eher nicht. Mein damaliger Manager hatte in Italien Kontakte geknüpft, die sich dann hinterher als nicht so seriös und verlässlich herausstellten, wie gedacht. Wir hatten jedenfalls keine Möglichkeit, das Material nach den Aufnahmen für eine weltweite Veröffentlichung zu bekommen und ich weiß nicht einmal, ob man das heute irgendwo digital findet!
GG: Ja, und es ist sogar so, dass ich gerade auch immer wieder an einem weiteren Buch schreibe, das bald veröffentlicht wird. Und zwar versuche ich, da zusammenzufassen, was ich über die Jahre so an Weisheit aus meinem Leben gezogen habe. Auch Sachen, die ich von meiner Mutter oder meinem Pfarrer mitgenommen habe, teilweise auch von Leuten, die ich über die Jahre rund um die Welt kennengelernt habe.
GG: Ich hoffe, dass das zusammen mit meinem neuen Album erscheinen wird. Außerdem wird auch gerade eine Dokumentation über mein Leben gedreht, das hängt alles zusammen und soll parallel erscheinen.
GG: Oh, ich habe zu danken!