Bluesrock für alle Generationen: Joe Bonamassa
Dem US-amerikanischen, zweifach für den Grammy nominierten Bluesrock Gitarristen Joe Bonamassa ist es gelungen, ein angestaubtes Genre wieder salonfähig zu machen und darüber hinaus einer jungen Generation zu offenbaren. Auf seinen Konzerten finden sich alle Altersgruppen wieder und der immense Erfolg seiner Studioalben beschert dem 41-jährigen New Yorker regelmäßige Top 10-Platzierungen. Mit seinem aktuellen, inzwischen dreizehnten Solo-Werk „Redemption“, auf dem sich der Musiker vielseitiger, aber auch wieder von seiner härteren Seite präsentiert, ging es wiederholt auf Platz 3 der Charts. Bonamassa ist bekanntlich nicht nur ein sündhaft guter Saitenhexer, sondern ein ebenso passionierter Sänger und Frontmann. Wir treffen ihn in der Neu-Ulmer Ratiopharm Arena und sprechen mit ihm über seinen aktuellen Geniestreich, zwei gegenwärtige Jubiläen, Regenschirme und seine Hassliebe zum Grunge.

Joe Bonamassa: Absolut, wir kommen sehr gerne nach Deutschland. Wir haben eine sehr loyale Fanbasis hier, die mich schon sehr früh unterstützt hat. Ich mag das Land und die Leute, die Mentalität und eure Leidenschaft für handgemachte, ehrliche Musik. Neben England hat sich Deutschland in Europa tatsächlich zu unserem wichtigsten Markt entwickelt. Das Land ist groß, weshalb wir öfters hier touren können und immer wieder gerne kommen.
JB: Meist ist unser Soundcheck sehr zeitintensiv, den wir in der Regel gegen 17 Uhr beginnen. In diesem Rahmen probieren wir gerne Mal andere Songs aus, die wir dann am Abend spielen. Wir versuchen, unser Set und damit auch die Tour-Routine für uns frisch und interessant zu halten. Somit findet meine tägliche Probe während des Soundchecks statt. Aktuell proben wir für einen bevorstehenden TV-Auftritt, wo man von mir drei Titel von um die 4 Minuten erwartet. Das ist eine Herausforderung, denn meine Stücke sind meist länger und nicht wirklich TV- oder radiotauglich, wenn man die gängigen und meist konformen Formate betrachtet. Das hält uns aktuell auf Trapp.
JB: Heute haben wir uns dazu entschlossen, nur „Boogie With Stu“ zu spielen. Aber ja, es macht mir Spaß, vor allem wenn es sich dabei um Stücke handelt, die selbst von den Originalinterpreten nie oder nur ganz selten live gespielt wurden. Dadurch fehlt den Besuchern auch der direkte Vergleich, was uns bei der Interpretation wiederum mehr Freiheiten gibt.
JB: Ja, ich habe ehrlich gesagt auch nie wirklich dazwischen unterschieden. Es gab nur gute oder schlechte Musik für mich und die Grenzen zwischen Blues und Rock haben sich immer schon vermischt. Wer zu unseren Konzerten kommt, bekommt eine Bluesrock Show – da gibt es nicht nur das eine oder andere. Es gibt das Beste aus beiden Welten.
JB: Absolut, ich mache mir dabei nicht wirklich Gedanken, in welche Richtung eine Nummer gehen soll, sondern lasse es einfach geschehen. Diese Balance zwischen Rock und Blues ist ohnehin präsent und am Ende zählt für mich lediglich, dass sich aus einer Idee ein guter Song entwickelt. Mir nützt das beste Solo nichts, wenn daraus kein guter Titel entsteht.
JB: Da tu ich mich schwer in der Beurteilung, aber es ist mir gleichzeitig auch nicht entgangen, dass die Fans, aber auch die Presse weitaus euphorischer auf „Redemption“ reagiert haben. Ich bin sehr zufrieden mit dem Album und denke, dass bestimmte Nummern wie zum Beispiel „Self-Inflicted Wounds“ einer meiner stärksten Songs der vergangenen Jahre ist. Aber ich tu mir wirklich schwer, meine eigenen Veröffentlichungen objektiv zu beurteilen.
JB: Es ist unglaublich, dass das bereits ein Vierteljahrhundert her ist! Wir waren ein Haufen junger, unerfahrener, aber hungriger Kids. Die Scheibe war gut, wir müssen uns nicht verstecken.
JB: Es war im Grunde nur ein Scherz, ein Gimmick sozusagen. Ich habe den Namen als Kind bekommen, in New York, wo ich aufgewachsen bin. Der Name ist einige Jahre hängen geblieben und hat es dann zumindest auf das „Bloodline“-Album geschafft.
JB: Nein, denn ich bin mit der Musik aus und in den Achtzigern aufgewachsen, was mich ganz entscheidend geprägt hat. Das ging von Stevie Ray Vaughan über Steve Lukather bis hin zu Eddie Van Halen. Es war das Jahrzehnt der ganz großen Rockgitarristen. Grunge war eine Gegenreaktion auf alles, was in den Achtzigerjahren angesagt war. Es war der Kontrast dazu, gut spielen zu können. Grunge-Bands wollten ihre Instrumente ganz bewusst nicht so gut beherrschen, es war eine Gegenbewegung. Die Musik und der Sound waren sehr erdig, ursprünglich und anarchisch. Aber wenn ich Grunge mit der Musik und dem Mist vergleiche, der heute angesagt ist – dann waren Grunge-Musiker dagegen Wissenschaftler. Damals konnten wir Grunge nicht verstehen oder nachvollziehen und heute wirken die Musiker der Ära wie Frank Zappa und Jimi Hendrix im Vergleich zu dem ganzen Einheitsbrei, der momentan im Radio gespielt wird.
JB: Ja, das hat sie in der Tat! „The Ballad of John Henry“ war ein sehr wichtiger Punkt in meinem Leben, wodurch sich sehr viele Türen geöffnet haben. „Sloe Gin“ hatte zuvor den Weg geebnet, aber „The Ballad of John Henry“ war dann das richtige Album zur richtigen Zeit. In diesen zehn Jahren ist unglaublich viel passiert. Es waren harte und sehr zeitintensive zehn Jahre, aber auch überaus kreative und erfolgreiche. Ich hatte seitdem tatsächlich keine Pause. Vielleicht wäre jetzt Zeit dafür? Wer weiß.
JB: Im Grunde habe ich bis dato keine wirklichen Hits gehabt, nur eben eine Handvoll Songs, die bei einer Vielzahl von Fans etwas höher in der Gunst stehen. Neulich haben wir „Sloe Gin“ wieder häufiger gespielt und aktuell ist es „Mountain Time“, das wir wieder ausgegraben haben, in der gegenwärtigen Besetzung jedoch in einer neuen Version performen. Es macht Spaß und so behalte ich es mir immer vor, das Set bunt zu mischen und durchaus auch alte, vergessene Stücke wieder einzubauen.
JB: Nun, ich bin der Meinung, dass wir aktuell eine schöne Lichtshow haben, aber sie ist keinesfalls übertrieben, sondern befindet sich im Einklang mit der Show. Ich denke nicht, dass wir Pyros oder LED-Screens benötigen, das würde zu sehr ablenken und den Showfluss unterbrechen. Ich glaube auch nicht, dass die Fans dafür bezahlen, beziehungsweise mehr bezahlen möchten. Ich glaube, wer zu meinen Shows kommt, möchte die Musik genießen und eine gute Zeit haben.
JB: Wir verkaufen so ziemlich alles, bin hin zu Krusty, dem Clown.
JB: Die Regenschirme sind fantastisch, ich benutze sie selbst (lacht). Mir gefallen die Merchandise-Ideen, aber es kommt durchaus auch vor, dass ich einer Sache nicht zustimme. Der Toilettendeckel war mir beispielsweise zu viel des Guten.
JB: Ich freue mich darauf, viele Fans im Mai in Stuttgart zu sehen! Zuvor werden wir sehen, was heute in Neu-Ulm geschehen wird.