In den Gängen

Einen, zwei, drei, vier Stifte zählt der Boss dem Frischling Christian in den blauen Arbeitskittel, dazu ein Cuttermesser, das Namensschild – und los geht es für ihn ins Großmarkt-Universum.

Was ihn dort in der Getränkeabteilung erwartet, sind mitfühlende Kollegen, schroff auftretende, aber zerbrechliche Kolleginnen und eine von größter Monotonie geprägte Atmosphäre, die aber nie an Stumpfsinn grenzt. Das ist das Kunststück an der dritten Zusammenarbeit des Leipziger Regisseurs Thomas Stuber mit dem Schriftsteller Clemens Mayer: auf Augenhöhe und mit großer Empathie für die Beteiligten einen Mikrokosmos abzubilden. Clemens hatte ja schon für „Herbert“ die Vorlage geliefert, einem Boxerfilm, in dem Peter Kurth glänzen durfte. Hier gibt er Bruno, den Mentor des Neuen, der sich gleich in die unnahbare Marion aus der Süßwarenabteilung verkuckt, die von der ganzen Belegschaft wie ein rohes Ei behandelt wird. Stuber schafft es in diesem leisen Drama, das immer noch die Gemüter belastende Wendethema einzubauen, ohne dass das aufgesetzt wirkt. Und neben dem berückend unschuldigen Beinahe-Liebespaar, das Sandra Hüller und Franz Rogowski mit spektakulärer Unaufgeregtheit geben, ist die komplette Großmarkt-Belegschaft eine Schau. Ob bei kleinen Rangeleien um den Gabelstapler, bei der Weihnachtsfeier oder dem sich täglich wiederholendem Abschiedsritus am Ende der Schicht (persönlicher Handschlag vom Chef!): Hier wird in ruhigen Bildern mit großem Herz und feinem Witz eine Art verschworener Schicksalsgemeinschaft gezeigt, die für lange Zeit nachhallt.
Großartiges Arbeiterporträt

D 2017
R: Thomas Stuber
D: Sandra Hüller, Franz Rogowski, Peter Kurth
S: 24. Mai
www.zorrofilm.de


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