Die Scorpions in High Heels: Guano Apes
Guano Apes. Da ist sie also wieder, die Band mit dem albernen Namen (na ja, sie waren halt jung). Eine der erfolgreichsten deutschen Crossover- bzw. Rockbands, die zu den wenigen zählt, die es auch außerhalb des deutschsprachigen Raums zu etwas gebracht haben. Vor ein paar Jahren dann die Trennung inklusive etwas öffentlichem Wäschewaschen, mehr oder weniger unbeachtete Soloversuche der einzelnen Mitglieder und dann die überraschende (?) Wiederentdeckung der Friedenspfeife mit anschließender Festival- sowie späterer Hallentour und vor ein paar Monaten dann sogar ein neues Album. Optisches und stimmliches Aushängeschild war und ist Sängerin Sandra Nasic. Und die ist im Stress, als wir sie telefonisch erreichen. Gar nicht so sehr wegen vieler anderer Interviewtermine, sondern weil sie sich während unseres Anrufs eben ein Auto ausleiht, um damit von Berlin nach Köln zu fahren. Alles nicht so einfach, vor allem, weil die Frau Automatikfahrzeuge gewohnt ist und nur noch eins mit Schaltung zu haben ist... während des Gesprächs wird sie also immer mal wieder von unerwarteten Lauten und Meldungen des Fahrzeugs überrascht, sie hat aber trotzdem Spaß und ist recht locker und gut gelaunt.
Sandra Nasic: Ich glaube, die hatten wir quasi noch „auf Halde“!
SN: Ja... das kann sein. Ich weiß gar nicht mehr so genau, was da alles drauf war, aber ich glaube, Du hast Recht.
SN: Ja, da spielen ja heutzutage nicht nur Jazzbands. Das hat zwar mal so angefangen, aber das umfasst heute tatsächlich sehr viele Genres. Sehr viel moderne Musik, und B.B. King war auch dabei.
SN: Nee, leider haben wir dafür nicht genug Zeit gehabt.
SN: Ja, leider. Einerseits freut man sich, dass man mit so tollen Bands spielt, aber andererseits hat man einfach nicht die Zeit, sich die auch alle anzuschauen.
SN: (lacht) Naja, die waren natürlich für das Shooting ausgesucht worden und das ist auch mehr als Kunstbild zu sehen. Ich trage zwar auch privat durchaus mal hohe Keilabsätze, aber nicht gar so extrem hohe Stilettos.
SN: Ach, das eine schließt das andere ja nicht aus!
SN: Nein, wir haben die tatsächlich überlebt und die gibt’s so in der Form nicht mehr. Ich denke, dass die pleite gegangen sind. Das war ab einem gewissen Zeitpunkt wohl einfach nicht mehr lukrativ für sie – das ging ja ganz vielen anderen Plattenfirmen genauso. Und so wurde im Zuge einer Fusion alles von Sony übernommen.
SN: Naja, beide Bands kommen aus Niedersachsen, von daher kommen wir schon aus einem Stall und das verbindet dann irgendwie auch. Das ist eine der wenigen deutschen Bands, die es in Europa... obwohl, die haben es ja schon eher weltweit geschafft! Und sie hatten uns irgendwann mal gefragt und jetzt hatte es sich mit ihrer Frankreich-Tour angeboten, weil wir selten in Frankreich waren. Und da haben wir gesagt, „Klar, das machen wir!“ und werden das wohl auch im März fortsetzen.
SN: Ja, klar, das sind ganz liebe Jungs!
SN: Ach Jungs... ich sag’ zu jedem Musiker Junge, denn das sind ja alles noch Kinder, nicht wahr?
SN: Ähmmmm (überlegt lange), ja. „Winds Of Change“ nur bedingt, weil ich mich daran überhört habe. Aber hier, „Still Loving You“, den find’ ich total toll.
SN: Richtig, aber es gibt noch einen anderen, aber da fällt mir gerade der Titel nicht ein.
SN: Naja, ich kann mir das momentan noch gar nicht vorstellen, dass die tatsächlich aufhören werden. Aber wenn es denn dann tatsächlich soweit sein sollte, dann ziehe ich meinen Hut vor ihnen. Die fetzen immer noch ordentlich über die Bühne, und das, obwohl sie ja nun keine 20 mehr sind. Das ist schon immer beeindruckend zu sehen, was die da auf der Bühne treiben. In Paris haben wir mit ihnen in Dorcy vor 17.000 Leuten gespielt und da stehen dann im Publikum Teenager mit ihren Eltern und deren Eltern – und alle können die Texte der Songs und sind begeistert dabei.
SN: Nee. Ach... nein… wahrscheinlich hab’ ich da unterbewusst auch unsere Bandgeschichte ein Stück mit verarbeitet. Aber generell geht’s schon darum, dass es im Leben auf und ab geht und man trotzdem den Humor nicht verlieren soll. Es ist ein schöner, trauriger, aber doch motivierender Song.
SN: (lacht) Ja, also damals bei der Trennung auf jeden Fall. Das war für mich auch mit ein Grund für die Trennung, mal etwas ganz anderes zu machen. Denn nach all den Jahren war es eben immer alles nur noch dasselbe. Und wenn man so jung ist wie wir – wir haben ja mit 18 angefangen – und man das Ganze fast zehn Jahre mitgemacht hat, dann ist das für einen jungen Menschen auf Dauer dann doch echt lahm. So schön man sich das alles vorstellt und so viel man erlebt, man dreht sich ja doch immer irgendwie um sich selber und das wird auf Dauer etwas zermürbend für den Kopf. Ich denke auch, dass das jedem Künstler, der richtig erfolgreich wird, irgendwann passiert, dass er also einen Schritt von der Bühne weg machen muss. Zumindest eine Zeit lang, damit man wieder mal so etwas wie Normalität in seinem Alltag hat.
SN: Wir hatten einfach Lust, von verschiedenen Leuten was zu hören. Wir haben dann eine Liste von 1A-Mixern gemacht, die wir selber ziemlich gut finden, z.B. Terry Date, der zwar lange, lange nichts gemacht hat, aber den ich als riesiger Deftones-Fan unbedingt haben wollte. Die haben dann alle Songs zur Probe gemischt und von einigen fanden wir die Sachen dann nicht gut, die haben wir also weggelassen. Und andere haben uns überzeugt und waren somit dabei.
SN: Das war mehr Emailverkehr. Ich hab’ ihn leider nicht persönlich getroffen, weil wir bei einigen Songs quasi parallel noch in Produktion waren und ich zu dem Zeitpunkt noch Gesänge gemacht habe.
SN: Naja, rein stilistisch ist das ein bisschen anders, wenn ich selbst Gitarre spiele anstatt Henning. Ansonsten kann ich das gar nicht so genau sagen, das ist für einen selber immer ziemlich schwierig. Wenn ich alleine Sachen aufnehme, dann bin ich auch immer ganz alleine in meinem Studio, hab’ da alle Freiheiten usw.. Ich bin ja auch ein Fan einfacher Songstrukturen, für mich braucht ein Song oft nicht mehr als eine gute Basslinie, ich muss da nicht der Riffmeister vor dem Herrn sein. Ich glaube, man könnte sagen, dass meine Songs etwas einfacher sind, weil ich nicht so gut Gitarre spielen kann! (lacht) Es muss heutzutage aber nicht mehr alles gemeinsam in einem Raum erarbeitet werden, das hat früher schon mal genervt. Heute ist alles viel freier, ich kann auch viel in meinem Studio in Berlin machen und dann in die Probe mitbringen.
SN: Ja, wir würden sehr gerne, aber wir haben noch nicht so richtig die Zeit gefunden. Ich hab’ hier Tonnen an Songmaterial auf meinen Festplatten, aber die holt man dann auch erst raus, wenn wir alle den Startschuss geben.
SN: Ja, man weiß ja nie, was kommt. Wir haben bis hierhin schon was Tolles zusammen erreicht und das werden wir auch erst mal weiterführen – so oder so.
SN: Ach, das wird bestimmt irgendwann parallel laufen, denn ich kann’s ja irgendwie nicht lassen (lacht).
SN: Nee, wenn ich ehrlich bin, überhaupt gar nicht. Kritik muss sein, wenn man was in der Öffentlichkeit in Richtung Kunst oder Musik macht. Finde ich auch gut, weil es hat eben jeder eine andere Meinung und das akzeptiert man. Und auch wenn das jetzt nach Klischee klingt, man ist ja selbst immer der größte Kritiker. Wenn ich also im Studio sitze und selbst nach stundenlanger Arbeit den Song immer noch nicht als gut empfinde, dann ist das Kritik für mich. Miteinander können wir in der Band sehr kritisch sein, und wenn wir dann zufrieden sind, dann ist uns Kritik von außen auch relativ schnurz.
SN: (lacht) Ach, es gibt schlimmere Bands, oder?
SN: Nee, bestimmt nicht. Hauptsache, es stehen Leute vor der Bühne! Und wenn es denen was gibt, dann reicht mir das vollkommen.
SN: Ich wünschte, wir hätten uns früher mal eine Pause gegönnt. Wir haben aber leider immer bis zum Geht-nicht-mehr geackert.
SN: Ja, ich weiß eben mittlerweile, was mir körperlich und stimmlich gut tut.
SN: Keine Ahnung! Ich hab’ da für mich wohl irgendwie zufällig eine Technik gefunden, die mir das ermöglicht und die meiner Stimme gleichzeitig nicht schadet.
SN: Nee, hatte ich tatsächlich nie.
SN: DAS möchte ich auch mal wissen! Ich weiß es nicht genau, aber das Management hat gesagt, dass das eine prima Sache ist. Dass da mal die Sängerinnen im Fokus stehen, kommt mir natürlich schon entgegen.
SN: Heldinnen, ja.... ja doch. Ich würde ihr jetzt nie nacheifern, weil das ist schon eine andere Liga, aber ich finde Tina Turner einfach beeindruckend. Die ist noch älter als die Scorpions und sie trägt High Heels auf der Bühne!
SN: Ich lese gerade ein ganz tolles Buch, das heißt „Macht und Rebell“. Der Autor ist mir gerade entfallen, aber es geht so ein bisschen in Richtung Nick Hornby. (sie meint Matias Faldbakken, Anmerk. d. Verf.). In Sachen Film fand ich „Nach der Hochzeit“ mit Mads Mikkelsen toll. Und Konzerte... ja, Nneka fand ich sehr gut live.
SN: Nee, hab’ ich noch nicht. Gehört aber unbedingt dazu, mir sagen immer viele „Wir schenken uns nix“, aber ich finde das total wichtig!